Weh-Weh-Weh Willis Wein Werkstatt Gaja Barbaresco 1997
Verkostet im September 2012 Heute müssen wir über Körper reden. Nein, nein, nicht über den nur mittelmäßig ansehnlichen der royalen Britin. Hat denn das Pipapo um den Pippapo noch nicht gereicht? Soll man jetzt auch noch Nacktbilder der Herzogin herzeigen? Obwohl das ja schon faszinierend sein muss. Denn wenn man das so liest, in den Zeitungen mit den großen Buchstaben, dann scheint das doch irgendwie eine große Überraschung gewesen zu sein, dass die Frau Middleton trotz ihrer Verehelichung mit dem nichtsnutzigen Windsorspross noch immer über Brüste verfügt. Man mag diesen Gedanken kaum weiterführen. Sollte am Ende auch Camilla Geschlechtsteile haben? Sollte gar die Queen..? Und werden wir, wenn nächstens ein Paparazzo entsprechende Fotos macht, auch diese Damen in voller "Schönheit"...? Nein, die Bilder kriegst Du nie wieder aus dem Kopf, deswegen lassen wir das an dieser Stelle. Und überhaupt, wenn der Weinigel von Körper spricht, dann geht es natürlich um die Figur, die ein guter Tropfen macht. Und da kriegt der geneigte Leser es heute mit einem echten Goliath zu tun. Der Herr Gaja steht ja ganz allgemein nicht im Ruf Leichtgewichte herzustellen. Sein Barbaresco setzt Maßstäbe für die AOC. Wenn man diesen Wein dann auch noch aus so einem Spitzenjahr wie 1997 ins Glas bekommt, dann kommt richtig Wucht an den Gaumen. Aber erst einmal halte ich ja nur den Gewürzprüfer in mein Nebbiolo-Riedel. Rauchig duftet das, auch ledrig, pflaumig, schon schön gereift, getrockneter Tabak ist drin und natürlich ein ganz dicker Schlag Mineralität. Dazu, am Anfang noch eher zurückhaltend, eine feine orangerote Frucht. Insgesamt sehr gereifte Stilistik in der Nase, fast als wäre er noch ein paar Jährchen älter als es seine Papiere hergeben. Vom Körper her also eher Marlon Brando als Ottfried Fischer - sehr reif, sehr voll aber auch mit viel Ausdruck. Am Gaumen deutlich jünger, weil noch mit wesentlich mehr Tannin unterwegs. Viel kühle Mineralik. Zusammen mit der wunderschönen rotbeerigen Frucht und einer wilden, männlichen Nebbiolowürze, kleidet das Gaumen bestens aus. Fast optimaler Reifezeitpunkt, da ist noch ein wenig Rappentannin vorhanden, feinkörniges, weiches, auf Hochglanz poliertes Tannin. Zugleich steht da aber auch schon eine feine Süße, wie sie erst die volle Reife mit sich bringt. Mit mehr Luft wird die Nase immer jünger, immer feiner. Im Riechkolben wie auch auf der Zunge paaren sich Kraft und Eleganz, Fülle und Subtilität in einer Weise, wie es nur ganz selten gelingt. Helmut Kohl und Uschi von der Leyen in einem, jetzt nur vom Körper her betrachtet. Tief, mit richtig viel Charakter. Und, jedenfalls in diesem reifen Stadium, absolut Piemont- und Nebbiolo-typisch. Das mal an die Adresse jener Kritiker, die Gaja vorwerfen, seine Weine seien nicht AOC-gemäß. Erst nach etwa einer Stunde Belüftung spielt der Weine seine ganze Finesse aus. Sehr dezent im Alkohol, unglaublich lang, differenziert und vielschichtig im Abgang. Samtig und weich, unglaublich verspielt und dabei doch so druckvoll. Gewinnt mit Luft auch noch an Würze, wird fleischiger, noch dichter. Ganz, ganz großer Wein! Und wehe angesichts eines solchen Meisterwerks redet jetzt noch einer vom Adelsgeschmeiß! 96 bis 97 von 100 Willipunkten
Heute auf der Hebebühne: Gaja Barbaresco 1997
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