Konnichiwa Willi Igel in Japan
Sehr gut zurecht gekommen bin ich dagegen mit den japanischen Schriftzeichen. Der Rheinländer kennt Ähnliches aus der Küppers Kölsch Pinte. Von den Strichen und Kreuzen, die der Kellner kalligraphisch auf dem Bierdeckel vermerkt. Als Leistungsnachweis für den Wirkungstrinker. Lange Zeit nicht zu entschlüsseln, bis Louis-Napoleon auf einem Feldzug in die Voreifel den sogenannten Bierdeckel von Rosette fand. Dann wurde klar, dass es sich bei den Schriftzeichen um eine Huldigung an den Gott Sion handelt, der bis zum Auszug der sogenannten Sionisten von der schäl Sick ins gelobte Land, wo Milch und honigsüßer Riesling in Strömen fließen... Aber das ist eine andere Geschichte. Hier soll ja vom gemeinen Japaner berichtet werden. Und von den Rätseln, die er mir immer wieder aufgibt. Man kann zwar versuchen, sich das über Parallelen aus dem rheinischen Brauchtum zu erschließen. Hilft aber irgendwie alles nix. Wie soll man das einordnen, wenn zwei Typen sich erst vornehm und höflich voreinander verbeugen und sich dann verbissen um den letzten Platz in der U-Bahn prügeln. Wie ein Land begreifen, in dem die Menschen auf so beengtem Raum leben müssen, dass Amoklaufen zur Trendsportart geworden ist? Nun ja, wenn man die Japaner von heute schon nicht versteht, dann kann man wenigstens die Tempel und Schreine der Japaner von gestern bestaunen, herrliche Bauwerke, die speziell rund um Kyoto gleich zu Hunderten die Landschaft zieren. Und so taucht man tief in die Kultur des alten Nippon ein. In die Zeit, da noch die Shogune herrschten, man auf Schritt und Tritt auf Kaiserpaläste stieß und die Zeit auch in Japan noch nicht schneller lief als der Zeiger an der Uhr. Der alte Palast in Kyoto ist so ein Memento. Ehrwürdig, mit milimetergenau zugeschnittenen Bäumen und geometrisch geharktem Kies ringsum. ZEN oder so. Ruhe, innere Einkehr beim Lustwandeln durch den Landschaftsgarten.
Weiter nach Kambodscha
Willi Igel in Japan! Oder auch: Schlitzohr trifft Schlitzaugen! Einmal den gemeinen Japaner in seinem natürlichen Habitat beobachten. Vielleicht gar herausfinden, wie der Japaner eigentlich wirklich ausschaut, wenn er mal keine Kamera vor dem Gesicht hat. Kann man sich fast vorstellen, wie Heinz Sielmann das anmoderiert: Verehrte Zuseher, nun bitte ich Sie um Ihre Aufmerksamkeit für Aufnahmen von besonderem Seltenheitswert. Dem Kamerateam von Willi Igel ist es erstmals gelungen, eines der scheuen Japanermännchen ohne seine übliche Leica-Tarnung zu filmen. Pustekuchen, Satz mit X, nixda. In Japan war Kirschblüte. Das ist dort mindestens ein so hoher Feiertag wie bei uns Weihnachten (oder Sperrmüll für die zunehmende Population türkischer und polnischer Zuwanderer). Und dann steht der Japaner wie ein Kleinkind mit offenem Mund und durchgeladener Kodak am Schlitzauge vor einer prunus avium oder einer prunus cerasus und knipst bis der Arzt kommt. Das ist der Yoko-hammer! Ich frage mich ja schon, was die Kameraden mit all den Fotos machen. Wird das archiviert? In großen Alben? Kischblüte 2006, Kirschblüte 2007 etc.? Und wie hält man die einzelnen Jahre auseinander? Ist das wie beim Wein, wo es Experten gibt, die den Jahrgang sofort erkennen? Rätsel über Rätsel!
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Le Beaujolais est allivé!
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Keine Japanik, wir lassen die Kamera so bald wie möglich reparieren!
Plost!
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Bis ich um die Ecke biege und das Schild sehe: "Le Beaujolais est arrive - Georges Duboeuf". Und da haut sich der Japaner mitten im Palastgarten am hellichten Tag mit Macht einen auf die Glocke. Ausgerechnet mit der Plörre von Duboeuf. Ein Fuji-jammer! Zum Glück kann der Japaner am Wein ja nur Nippon, weil er den Alkohol nicht verträgt. Nicht alle Japaner wissen das. Und so wurden bei einigen die Laufwege nach dem dritten Glas Beaujolais ähnlich verschnörkelt wie die Ornamente am Tempel nebenan. Wer im Winter in Japan unterwegs ist, wird inzwischen in vielen Großstädten hingegen auf einen bekannten Teil deutscher Vorweihnachtsbesinnlichkeit stoßen: den Weihnachtsmarkt. Hier gibt es heißen Glühwein und frische Bratwurst, ganz so wie man es auch in Deutschland erwarten würde. Allerdings sind Oktoberfeste in Japan noch viel verbreiteter, mit der traditionellen Terminwahl des Originals wird es aber nicht so genau genommen, wodurch fast das ganze Jahr über irgendwo in Japan Oktoberfest gefeiert wird.
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Ilgendo ist immel Oktobel! Nochmal plost!
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ein amerikanischer Kollege war auch schon mal zur "Kirschblütung" Japan, wovon er begeistert berichtete
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