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Willi Igel in Kanada
Erste Grundregel für einen erfolgreichen Kanada-Urlaub: Nicht über London anreisen! Der dortige Sicherheitscheck liegt von der Interventionsschwelle her nur unwesentlich unterhalb einer
Darmspiegelung. Dabei waren mein Gepäck und ich doch eigentlich schon in Düsseldorf auf Herz, Nieren und sonstige innere Organe überprüft worden.
Dritte Grundregel für einen erfolgreichen Kanada-Urlaub: Sich anpassen! Das gilt gerade auch dann, wenn man sich in den Gebieten der "First Nation" bewegt. Mit anderen Worten: Eine Grundausbildung
im Komasaufen sollte man schon mitbringen. Denn die "First Nation", das ist der politisch korrekte Begriff für die Mischung aus Indianern und Eskimos, die den Eingeborenenbestand Kanadas ausmacht,
müsste eigentlich "Thirst Nation" heißen. Kaum möglich, einmal einen Roten zu treffen, der nicht tiefblau wäre.
Ach ja, und wem das Endprodukt nicht süß genug ist, kein Problem. Dafür gibt es den Wine Conditioner. Flüssiger Invertzucker, den man in den "finished wine" einrühren kann. Allerdings, so warnt die Packungsbeilage: "It is impossible
to unsweeten wine once conditioner has been added." Also lieber vorsichtig dosieren! Was zugleich auch schon die vierte Grundregel für einen erfolgreichen Kanadaurlaub wäre.
Fünfte Grundregel für einen erfolgreichen Kanadaurlaub: Mit Sunwings fliegen! Für innerkanadische Flüge empfehle ich Sunwings Airlines. Da wird man schon mit dröhnender Musik an Bord empfangen. Der Vorstandsvorsitzende
hat eine Platte aufgenommen, und die darf man sich beim Boarding anhören. "Come fly with me" und "Fly me to the moon" sind auch mit drauf. Einziger Wermutstropfen: Die Stewardessen hat man offenbar unter den Groupies
rekrutiert. Das führt zu putzigen Ansagen: "Die heutige Reiseflughöhe beträgt 300 Meter!" Über den Bordfunk konnte man regelrecht mithören, wie eine der anderen Stewardessen der Ansagerin in die Rippen stieß. Woraufhin korrigiert
wurde "äääh 300 Fuß". Ist klar. Interessant fand ich auch, dass wir so lange angeschnallt sitzen bleiben sollen, bis die endgültige Parkposition das Flugzeug erreicht haben würde. Ob die Stewardessen wohl Angehörige der Thirst Nation
und bei solchen Ansagen schon ordentlich betankt sind?
Fotostrecke Kanada
Im Sommer 2007 war Willi Igel in Kanada. Das war gar nicht so leicht. Lesen Sie nachfolgend sein Erfolgsrezept für einen gelungenen Kanadaurlaub.
Willi Igel in Toronto
Willi Igel in Vancouver
Am Totem - Willi Igel bei der Thirst Nation
Sechste Grundregel für einen erfolgreichen Kanadaurlaub: Vorsicht vor wilden Tieren! Ein Ranger im Nationalpark
warnte eindringlich vor zu engem Kontakt mit der Fauna. Die gefährlichsten Tiere seien dabei nicht etwa die Bären oder
die Pumas, sondern vielmehr die Eich- und Streifenhörnchen. Die zutraulich seien, dann aber zubissen und ansteckende
Krankheiten übertrügen. Und überhaupt sei die Euphorie für Eichhörnchen nicht zu verstehen. Das seien ja im Grunde nur
Ratten mit buschigeren Schwänzen. Ich habe ihn darüber aufgeklärt, dass man die Sache ja durchaus auch umkehrt
betrachten und vielleicht etwas mehr Zuneigung für Ratten aufbringen könnte, so man diese nur als Eichhörnchen mit
weniger buschigem Schwanz betrachtete. Als "Kanalhörnchen" quasi.
Wie dem auch sei, als am nächsten Tage auf einem Trail durch die Rocky Mountains plötzlich ein Bär vor mir stand, war
ich heilfroh. "Was für ein Glück, nur ein Bär", dachte ich, "da hätte ja jetzt auch eines von diesen brandgefährlichen
Eichhörnchen stehen können." Oder ein Streifenhörnchen. Aber die waren wahrscheinlich gerade unterwegs, irgendwo
Elche reißen.
Siebte Grundregel für einen erfolgreichen Kanadaurlaub: Es gibt keine Elche! Es ist höchste Zeit an dieser Stelle
einmal mit der Legende von den Elchen aufzuräumen.
Hier gibt es eine Art Weltverschwörung, die dem harmlosen Bürger durch Fotomontagen, zumeist Bilder von Pferden mit Pappmaché-Geweihen, weiszumachen versuchen, es gäbe die Tierart Elch. Daimler-Chrysler hat diesen Scherz
mit dem berühmten Elchtest seinerzeit auf die Spitze getrieben. Auch die ständigen Schilder mit Warnungen vor kreuzenden Elchen an Kanadas Straßen sind als Running Gag zu verstehen. Es gibt keine Elche! Schon gar nicht in
Kanada! Mir ist dort schließlich im ganzen Juli keiner begegnet. Die ständige, selbst wissenschaftliche Behauptung der Existenz von Elchen macht diese auch nicht lebendiger. Schließlich steht selbst die Steinlaus im Pschyrembel.
Nein, Elche sind - ebenso wie Wolpertinger, das Ungeheuer von Loch Ness und Steinläuse - in freier Wildbahn nur in Molwanien anzutreffen. Von wo auch der Zwergelch auf obigem Foto nach Kanada importiert worden ist.
Achte Grundregel für einen erfolgreichen Kanadaurlaub: Im Zweifel lieber noch einmal nachfragen! Gerade auch in Frauenangelegenheiten. Die scheinen in Kanada besonders wichtig zu sein. So erzählte die Emanze, die mich in
Ottawa durch das Parlament führte, dauernd, wann die erste Frau ins Oberhaus berufen, wann die erste Frau ins Unterhaus gewählt, wann die erste Frau zur Ausschussvorsitzenden ernannt worden sei etc. Zur Sicherheit fragte ich noch
nach: "Und wann musste die erste Frau wegen Korruption im Amt zurücktreten?" Ähnlich ging es mit der Thirst Nation. Dann und dann wurde der erste Indianer ins Oberhaus gewählt, dann und dann der erste Eskimo ins Unterhaus.
Aha. Und wann machte das erste Wirtshaus im kanadischen Parlament auf? Muss kurz danach gewesen sein!
Akrophobie-Akrobatik :
Blick vom dortigen CN-Tower
Thirst Nation revisited
Dito: Willi mit einer "local Beauty"
im botanischen Garten von Montreal
Die beiden schmolzen vor
gegenseitiger Begeisterung schier dahin:
Willi und der Athabasca Gletscher am Icefields Parkway
Einfach wie zuhause fühlen:
Hotel Alpenrose in den Rocky Mountains
und nicht nur dort: in Victoria prunkt das deutsche Schnitzelhaus - mit Livemusik und Om- pa- pa !
Warum noch ein Check? Wenn die Düsseldorfer Security gut genug ist, dass ich von dort aus in London
landen darf, müsste sie doch auch gut genug sein, dass ich ohne weitere Kontrolle den Flug fortsetzen darf?
Oder glauben die Londoner, dass man ihre Stadt nur mit Flugzeugen terroristisch angreifen kann, die von
London abfliegen, nicht aber mit solchen, die, zum Beispiel aus Düsseldorf, in London landen?
Zweite Grundregel für einen erfolgreichen Kanada-Urlaub: Essen aus Deutschland mitbringen! Wer in
Kanada seinen Teller leer isst, kann sich anschließend darin cholesterinspiegeln. Soll heißen: Das Essen ist
fett. Oder umgekehrt: Für den Kanadier ist Fett Essen. Zum Glück gibt es einige Reservate, in denen
garantiert deutsche, gesunde Ernährung möglich ist.
Zum Beispiel im "Rathskeller" zu Victoria, einem "Original German Schnitzel Haus". Dort speist man so
vorzüglich, dass selbst die große deutsche Prominenz schon vor Ort war. Heino zum Beispiel. Und auch
kulturell wird einiges geboten. Deutsche Volksmusik etwa, in Kanada vereinfachend, onomatopoetisch jedoch
korrekt "om-pa-pa" betitelt:
Da braucht man Kondition!
Immer wieder rührend zu beobachten, wie die Indianer die gute alte Tradition des Trommelns am Leben erhalten. Zum Beispiel morgens um 10:30 Uhr auf die
Tür des Liquor-Stores, der planmäßig erst um 11:00 Uhr öffnet. Da sind sie dann alle versammelt: Häuptling Drunken Moose (dt. Blauer Bock), Burping Buffalo,
der Medizinmann, und der wackere Krieger Eructing Elk. Stramm wie eine Kesselpauke und voll wie das Flüchtlingsboot vor der Küste des Senegal.
Dabei bewegt sich der Stoff, den sich der moderne Thirstnational von heute hineinpfeift, am Rande der Körperverletzung. In Kanada werden alkoholische
Getränke mit so hohen Steuern belegt, dass die Einheimischen sich beispielsweise ihren Wein zu immer größeren Prozentsätzen aus so genannten "home
brewing kits" selbst zusammenrühren. Lobend erwähnt sei hier etwa die Firma "Wineexpert", die solche Kits gleich reihenweise verkloppt. Da gibt es Riesling
Piesporter Style, Riesling Johannisberg Style oder auch den Montagnac Vieux Chateau d'Oc. Wie man das ausspricht, ist im Prospekt zum Glück auch gleich
vermerkt: "Monh-tanh-yak". Im Kit ist Traubensaftkonzentrat aus dem Languedoc-Roussillon ("lang-dock roo-see-onh") sowie ein Päckchen Hefe. Das rührt
man zusammen, gibt Leitungswasser drauf und lässt das Ganze sechs Wochen gären, fertig ist der Wein. Der sogar Preise gewonnen hat, wurde ich im
einschlägigen Fachhandel informiert. Auf meinen offenbar höchst ungläubigen Gesichtsausdruck hin wurde dann allerdings eingeschränkt: "nur bei home-
brewing contests, also im Vergleich zu anderen Selbstgebrauten". Damit das Ganze schön nach Holzfassausbau schmeckt, sind im Traubensaftkonzentrat
gleich schon 60 Gramm französische Eiche in Pulverform eingerührt.
Völlig ungefährlich: Ein Bär
Der Elch (rechts) ist völlig harmlos. Zumal es ihn gar nicht gibt, vgl. unten.
Dagegen ist Ute, das Streifenhörnchen (Mitte hinten), brandgefährlich!
Willi Igel (Mitte vorn) und Frau Trudi (links) auf Bootstour in den Rockys.
Bloedel Conservatory
Neunte Grundregel für einen erfolgreichen Kanadaurlaub: Takt zeigen und bescheiden bleiben! Bei Führungen und Exkursionen hat es der Kanadier gerne persönlich. Ranger und Guide
fragen ihre Gäste fast immer, aus welchem Land sie stammen. Gerade wir Mitteleuropäer sollten uns angesichts der nicht immer rühmlichen Kolonialvergangenheit zurückhaltend zeigen, um
unsere Gegenüber nicht in Verlegenheit zu bringen. Ich habe auf das freundliche "and where are you from?" stets mit einem fröhlichen "my name is Patrick Bateman and I am from Kazachstan"
reagiert. Ein Hauch von Borat, das lockert auf.
So gelang es mir auch, die Freundschaft vom "Captain Martin" zu gewinnen. Ein Fischer aus dem Norden Kanadas, irgendwo kurz vor Alaska beheimatet. Ich traf ihn auf der Fähre von Prince
Rupert nach Port Hardy. Wo der Captain (wie ihn seine Freunde nennen dürfen, also nach dreißig Sekunden auch ich) schon morgens um 9:00 Uhr das Schiffsuntergangsspiel spielte, sich
langsam volllaufen lassen. Obwohl, so langsam eigentlich gar nicht. Der Mann muss Vorfahren aus der Thirst Nation haben. Tja, à propos Schiffsuntergang, der Captain erzählte mir noch, dass
die Fähre, die bis zum vergangenen Jahr die Route befahren habe, gesunken sei. Weil, so wollten es die Gerüchte, der Kommandant, durch oralen Geschlechtsverkehr abgelenkt, gegen eine
Klippe gerauscht sei. Natürlich hat Captain Martin das etwas drastischer formuliert, "he just got a blow job when she went down. I mean, nice if you get your dick sucked, but a pity if two other
people die when the ship goes down." Diese offene Sprache ist sicher einer der Aspekte, mit denen Kanada in der Tourismuswerbung besonders punkten kann. Gerade wenn es darum geht,
kasachische Touristen einzuwerben.
Zehnte Grundregel für einen erfolgreichen Kanadaurlaub: Niemals irgendwohin gehen, immer fahren! Das gilt insbesondere für drive-in-Schalter. Als ich in Vancouver am späten Abend vom
Hotel zum drive-in-Schalter des benachbarten Burgerking spazierte, wurde mir beschieden, Fußgänger bediene man an diesem Schalter nicht. Das bringe nur alles und alle durcheinander. Ich
wies noch höflich darauf hin, dass andere Kunden, mit denen ich durcheinandergebracht werden könnte, um diese Zeit gar nicht mehr vorhanden seien - sieht man von den Kanalhörnchen ab, die
neben mir friedlich von den weggeworfenen Burgern ästen. Auch seien alle anderen Schalter nachts ja geschlossen, so dass ich nur am drive-in-Schalter bedient werden könne. Ja, schon, aber
dann müsse ich eben mit dem Wagen wieder kommen, war die Antwort. Da ist eben der Burger und nicht der Kunde König. Und Fast Food war wieder einmal nur "fast Essen". Ob die alle aus
Vancouvers Konservatorium (siehe Bild rechts) kommen? Vom Namen her könnte es passen...