Nachruf auf Jürgen W. Möllemann
Ein Meister ist vom Himmel gefallen!
Zutiefst betroffen und be-stürzt nehmen wir Abschied von Jürgen W. Möllemann, einem Mann der vor kurzem noch mit
beiden Beinen mitten im Leben stand. Sein Abgang wird einen bleibenden Eindruck hinterlassen, bei Freunden, in seiner
Familie und natürlich im Acker bei Münster. Auch die FDP erlitt "tiefschürfende" seelische Wunden. Manche sagten ja
von Möllemann, er sei ein bodenständiger, zielstrebiger, geradliniger Politiker gewesen, der immer einen klaren Kurs
verfolgt habe.
Wir denken eher, dass er ein reichlich abgehobener politischer Überflieger gewesen ist, der schon immer zu hoch hinaus
wollte, viele Kapriolen schlug und jegliche Kritik an seinen einschlagenden Reformideen völlig an sich abprallen ließ.
Einer, der immer alle Leute und gelegentlich auch Weizenfelder von oben herab behandelt hat. Ein schwereloser
Schwerenöter eben. Er war dem "High", ein Macher in der Politikszene zu sein, völlig ver-fall-en.
Aber Hochmut kommt eben vor dem Fall. Schon mit der Einkaufswagenchipaffäre geriet er in einen Karrieresturzflug.
Und 2002 fiel er endgültig aus allen Wolken, als er als "Schirmherr der antisemitischen Flugblattaffäre" wieder einmal in
den politischen Abwind geriet und nach und nach aus der Partei trudelte. Eine buchstäbliche politische "Bauchlandung".
Die wenigen Menschen, die ihm nahe standen behaupteten damals bereits, dass er vor Scham am liebsten in den Boden
versunken wäre. "Er vergrub sich in einem Tal der Verzweiflung", so sein Friseur. "The Situation dragged him down"
meinte eine englische Bekannte. "Die Sache lag ihm wie ein Stein im Magen, es ging rapide bergab mit ihm", äußerte
sich ein ehemaliger Parteifeind. Dabei war er früher immer beflügelt, beschwingt, "auf dem Sprung" und "up". Da konnte
man ihn ab und zu auch noch leise seine Lieblingslieder summen hören - "Major Tom" von Peter Schilling, "I believe I
can fly" von R. Kelly und "Über den Wolken" von Reinhard Mey. Das schwebende Verfahren gegen ihn und die Deadline
der anstehenden Durchsuchungen zerschmetterten aber jeglichen Hoffnungsschimmer am Horizont und ließen ihn nun
die endgültige Reißleine ziehen.
Jürgen, Du wirst uns fehlen, auch wenn Du natürlich in eleganter Weise den Fahndern von der Schippe gesprungen
bist und so den endgültigen Absprung aus der Skandalmisere geschafft hast. Alles Gute, oder wie es unter uns geistigen
Tieffliegern und Fallschirmspringern heißt: "Hals und Beinbruch" für das Leben nach dem Tod!