Servus Willi Igel in Österreich
Über die Eigenheiten der indigenen Völker des Nordbalkans habe ich bereits häufiger berichtet. Dass ich aber auch bereit bin, dorthin zu gehen, wo es wehtut, sehr weh, möge der geneigte Leser daran erkennen, dass der furchtlose Autor freiwillig eine Abenteuerexpedition nach Wien angestrengt hat. In den Köpfen der meisten Europäer verbindet sich mit dem Stichwort Österreich (welches allerdings tragischer Weise von vielen US-Amerikanern mit Australien verwechselt wird) automatisch ein lange Kette übelster Assoziationen. Man denkt an Muster, Moik und Muliar, an Autobahnmaut und Stau vor dem Brenner, an nervtötende Zithermusik. Und dann ist da natürlich der zur Folterung politisch Andersdenkender, gelegentlich aber auch zur Erpressung von Schutzgeldern eingesetzte, von Amnesty International längst geächteten Brauch des Jodelns. In den letzten Jahren treiben die Ösis es jedoch immer toller. Kaum war der Versuch in Vergessenheit gearten, größere Teile der europäischen Weintrinkerschaft mit stark frostschutzmittelhaltigem Wachauer einem frühzeitigen Ableben zuzuführen, begaben sich die Eingeborenen des nördlichsten Balkanlandes im vorletzten Winter schon wieder auf den Kriegspfad. Sie wollten unschuldige deutsche Touristen mit mutwillig ausgelösten Lawinen auf den Grund des Paznauntals bomben. Es ist nach wie vor ungeklärt, warum die NATO diese nur schlecht verhohlenen Angriffe auf Angehörige der Staaten des Nordatlantikpakts bisher keiner militärischen Antwort gewürdigt hat. Die Serben als Bruderstamm der Ösis sind schließlich nach vergleichsweise geringfügigen Unbotmäßigkeiten gegen Nicht-Nordatlantiker sofort in Grund und Boden geschossen worden. Verblüffend: Bei alledem gibt es eine nur schwer erklärliche Affinität der Deutschen zu ihren südöstlichen Nachbarn. Wie sonst hätte es dem gescheiterten Landschaftsmaler und wenig erfolgreichen Nebenberufsstrategen Adolf H., übrigens gebürtig in Braunau am Inn, Österreich, gelingen sollen, die Deutschen davon zu überzeugen, daß die Austrier "heim ins Reich" zu holen seien? Und wie sonst hätte Helmut Kohl 1995 als amtierender Bundeskanzler so leichtfertig und unter Inkaufnahme des Risikos, künftig nur noch Bananen aus der Steiermark essen zu dürfen, darauf verzichten können, vom deutschen Vetorecht gegen den österreichischen EU-Beitritt Gebrauch zu machen? Es ist also was dran, am Ösi! Das wird auch deutlich, wenn wir uns die bekanntesten Persönlichkeiten des rückständigen Kleinstaats in den Ostalpen aus der Nähe betrachten: Da ist zunächst Hermann "Herminator" Maier, das sympathische Anabolika-Endlager aus Flachau, bekannt für seinen selbstkreierten, vorwiegend aus Grunzlauten bestehenden Dialekt. Insbesondere durch einen totalen Konsonantenverzicht bezaubert er immer wieder Germanisten aus aller Welt. "Kein Text der Ingeborg Bachmann könnte je eine solche Expressivität gewinnen wie ein Maier-Interview" lobte einst Literaturdenkmal Reich-Ranicki im Feuilleton der BILD-Zeitung, "wenn er eines Tages noch die nordische Kombination aus Konjunktiv und Plusquamperfekt beherrscht, wird er einer der sprachgewaltigsten Vertreter des neuen österreichischen Minimalismus sein, das stellt die dada-Bewegung auf den Kopf!"
Bleiben wir beim Sport! Wie viele schöne Stunden hat uns dort auch ein anderer Österreicher geschenkt: Niki "der flambierte Mann" Lauda, um den es nach der gelungenen Selbstverstümmelung Mitte der 70er Jahre lange Zeit etwas ruhiger geworden war. Doch dann versuchte sich Lauda Anfang der 90er mit der Gründung erfolgreicher Suizidgruppen auf dem risikoreichen Gebiet der organisierten Fremdverstümmelung und begann, spektakuläre Flugzeugabstürze zu inszenieren. Unter anderem auch durch diese Aktionen ist der kleinwüchsige Lauda in seinem Heimatland zu einem solchen Idol geworden, daß die Eltern heranwachsender Rennfahrer ihren Söhnen bei Eintritt der Geschlechtsreife die Ohren kupieren lassen. Auch in der Politik kann Österreich mit Stolz auf seine Landeskinder schauen. Wer erinnerte sich nicht an Prof. Dr. Kurt "Kutte" Waldheim, den ehemaligen Bundespräsidenten, der es aus seinem Alpensprengel sogar bis zum UN- Generalsekretär gebracht hatte. Seine Karriere erlitt jedoch einen vielen Außenstehenden unverständlichen Knick, als bekannt wurde, daß er in den 30er und 40er Jahren ein paar Mal zu oft unter Dauererektionen des rechten Arms gelitten hatte. In seine Fußstapfen trat ein anderer shooting-star der europäischen Rechtsauslegerszene, Jörg Haider, der stramme Kärntner Landeshauptmann und liebenswerte Dressman für Trachtenanzüge, der zwar über das Gesicht eines Skilehrers, allerdings nicht ganz über den geistigen Horizont, noch über die grammatikalische Fähigkeiten desselben verfügte und dennoch im Handumdrehen bewies, daß in Österreichs Politik bald schon wieder Platz für die Voll- Streckung der Körperextremitäten sein könnte. Leider machte ihm Gevatter Tod einen Strich durch die Rechnung. Da will die austrische Kirche natürlich nicht zurückstehen. Und wer hätte nicht schon von seiner Eminenz Kardinal Groer gehört, dem lustigen Kleriker aus Graz, der zu seinem Spitznamen "Kardinal Anal" buchstäblich deshalb gekommen ist, weil er insbesondere gegenüber seinen jüngeren Jüngern männlichen Geschlechts eine extreme Volksnähe an den Tag gelegt hatte. Jedoch wurde der wackere Kirchenmann völlig überraschend seines Amtes enthoben, nachdem die römische Kurie partout nicht hinnehmen wollte, daß der Oberhirt aus Österreich die rektale Penetration von Meßdienern zum Sakrament erhoben hatte. Aber auch in Rudeln gehören unsere lustigen Nordbalkanesen noch zu den angenehmsten aller Zeitgenossen. Das beste Beispiel bietet die Fußballnationalmannschaft, die, Diplomatie war schon immer eine Stärke des Habsburgerstaates, als einziges Team der Sportgeschichte den Anstand und das Taktgefühl hatte, ein Heimspiel gegen die international bestenfalls achtklassigen Faroerinseln zu verlieren. Damit nicht genug, später fuhr die Elf vom Nordbalkan sogar eine 0 : 9 Niederlage gegen Spanien und ein 0 : 5 gegen Israel ein. Inzwischen ist der Verzweiflungsgrad so hoch, daß man sogar erwägte, Berti Vogts als Nachfolger des voreilig gefeuerten Trainers einzukaufen. Dieser Vorschlag hat jedoch bereits wenige Minuten nach seinem Durchsickern an die Öffentlichkeit zu massiven Unruhen und Ausschreitungen in Vorarlberg und Tirol geführt und wird nach Informationen aus dem Büro des deutschen Außenministers wohl kaum umgesetzt werden können.
Viele andere wären noch zu nennen, Arabella Kiesbauer etwa, die teuerste und erfolgloseste Prostituierte der Welt, die sich inzwischen wieder als Gastgeberin einer hochintellektuellen Diskussionssendung im Randgruppenprogramm Pro7 ihren Lebensunterhalt verdienen muß. Noch vor Jahresfrist hatte sie mit ihrem "unmoralischen Angebot" ganz neue Spekulationen über die Bedeutung des Kürzels "Pro" verursacht. Oder Helmut "der einarmige Bandit" Zilk, der wegen seiner anrührenden Korruptionsskandale so populäre Wiener Altbürgermeister. Oder die "lästigen Musikanten", die unser Herz immer wieder und auf nahezu allen deutschen Fernsehkanälen mit alten Weisen und Melodeien erfreuen. Wer möchte in solcher Gesellschaft nicht auch zum Ösi werden? Also nichts wie hin ins Land, wo es früh dunkel wird. Und schon wenige Minuten nach der Ankunft wurde deutlich, was für ein fortschrittliches Volk die Austrier unserer Tage sind. Gibt es dort doch nicht nur eine Interessengemeinschaft für liberales Waffenrecht in Österreich, sondern auch ein von dieser Vereinigung herausgegebenes Mitteilungsblatt, das mir großzügig zur kostenlosen Mitnahme in die Hand gedrückt wird. Und die Lektüre lohnt sich, heißt es doch gleich im "Frauen, wacht endlich auf" überschriebenen Leitartikel von einer gewissen Ute Veits: "In den letzten hundert Jahren hat die Emanzipation der Frau ungeheure Fortschritte gemacht. Frauen dürfen wählen, Frauen dürfen studieren, Frauen übernehmen politische Ämter und führen Unternehmen. Frauen talken im Fernsehen und schreiben für Zeitungen. Frauen arbeiten wie die Männer. Der erfolgreichen Managerin vergönnt man sogar den jungen Lover. Zu leben wie ein Mann ist schön aber auch gefährlich. Immer mehr Frauen sterben an Herzinfarkt und Lungenkrebs, einst typische Männerkrankheiten. Der Alkoholismus nimmt zu. Nur der Prostatakrebs hat Frauen bisher verschont." Soweit, so gut und inhaltlich wenig angreifbar. Doch nun setzt unsere Ute zum gedanklichen Veitstanz an und verrät, wie sich die austriakischen Frauen gegen Herzinfarkt und eigenen Alkoholismus schützen und den Prostatakrebs auch weiterhin erfolgreich fernhalten können:
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Der Wiener Stephansdom
Das Wiener Parlament
Weiter nach Peru
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Das Wiener Rathaus
Das Wiener Burgtheater
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Lästige Volksmusikanten
"In einem Bereich gibt es allerdings noch immer keine Emanzipation: Beim Umgang mit Waffen. (...) Von Feuerwaffen hat man die Frauen bisher erfolgreich ferngehalten. (...) Schluss damit! Emanzipation bedeutet Befreiung und Freiheit ohne Waffen gibt es nicht. Frauen wacht endlich auf! Zu lange habt Ihr Euch einschläfern lassen." Apropos einschläfern lassen, Frau Veits, haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, einer gut geführten Suizidgruppe beizutreten? Denn natürlich ist in weltpolitischer Gesamtschau eine Reduzierung der globalen Überbevölkerung mittelfristig unerlässlich. Gerade die Österreicher leisten in diesem Zusammenhang ja bekanntermaßen vorbildliche Arbeit, seien es die Glykolangriffe auf die Lebern europäischer Weinfreunde, seien es der "Teutonengrill" in verschiedenen Tunneln und Seilbahnen der Alpen oder sei es der Hang des gemeinen Austriaken, sich selbst im tiefergelegten Mitsubishi Colt (!) mit Vollgas gegen eine Hauswand zu meißeln. Auch das jedem Österreicher verfassungsmäßig zustehende Recht auf den Besitz von zwei Handfeuerwaffen ist in diesem Zusammenhang wegweisend. Aber nun auch noch Waffen für die Österreicherinnen? Für Frauen? Damit die versuchen, erst einmal mit Mozartkugeln durchzuladen? Oder sind nicht vielleicht doch Waffeln gemeint? Im Land der Mehlspeisen? Und so geht es munter weiter im diesem eigenartigen Blatt. Autor Georg Zakrajsek gratuliert und der heading "Liebling ich bin im Schießkino!" dem Schießverein Mostviertel (!) der die Idee zur Einrichtung einer solchen Anlage gehabt hat. Mit Josef Mötz tauchen wir ein in die "Welt der österreichischen Militärpatronen“ und von Roland Zeitler erfahren wir alles über das "Wiederladen für Jagd und Sport“. Kollege Franz Csaszar tut sich durch eine ganz besondere Logik zur Rechtfertigung des Schusswaffenbesitzes hervor. Auch bei anderen Sportarten passierten tödlichen Unfälle, warum also private Waffen verbieten (gilt das auch für Atomwaffen?). In Japan seien Schusswaffen verboten, trotzdem gebe es Giftgasattentate und Massenmord mit dem Küchenmesser (also sollte man es den vielen Bekloppten in Japan noch leichter machen und ihn gleich ein M 16 in die Hand drücken?). Schließlich heißt es mit nun schon kaum mehr zu verhehlender Brillanz: "Es waren die fanatischen Gegner des legalen privaten Waffenbesitzes, die zwei Klassen von Toten geschaffen haben: wer durch eine Schusswaffe ums Leben gekommen war, stand tagelang im Mittelpunkt hysterischer Medienausbrüche. Um die anderen Toten wurde wesentlich weniger Aufheben gemacht. Alle Opfer verdienen den gleichen Respekt." Jawollja, und deshalb muss auch der böse Herzinfarkt angeprangert werden und die Altersschwäche und der Krebs, ganz besonders der Prostatakrebs, am besten verbieten wir den auch gleich, nicht wahr Herr Csaszar? Drollig allerdings, dass in der Rubrik "Die Mitglieder der Interessengemeinschaft stellen sich vor" nur Waffenhändler aufscheinen. Ob dieser Verein in Haiders Österreich Probleme mit dem staatlichen Gewaltmonopol hatte? Ob er die Gedanken zur Selbstverteidigung auch auf nationaler Ebene konsequent weiterdachte und mit der Einrichtung einer privaten Jagdstaffel an den Grenzen einverstanden gewesen wäre, die zur Pirsch auf illegal einwandernde "Jugos" geht? Man weiß es nicht. Es liegt lediglich die Vermutung nahe, dass der dauernde Konsum von Heurigem und alpiner Volksmusik nicht zwangsläufig zur intellektuellen Weiterentwicklung des Nordbalkans beigetragen hat. Da wird auch deutlich, wenn man mal einen Blick in die Auslagen eines willkürlich ausgewählten Buchgeschäfts in Wien-Hütteldorf wirft. Mitten im Fenster, angestrahlt und offenbar als potenzieller Bestseller der Alpenrepublik gehandelt das bahnbrechende Werk von Jürgen Kaiser: "Reflexzonenmassage bei Tieren". Direkt daneben, dem Herrn Csaszar wird das Herzl aufgehen: "Praktisches Pistolenschießen" von Ulrich Schwab, "Aus dem Leben des Jagerfranzl" von Josef Gehrer, ein "Schuss- und Jagdtagebuch" sowie, mit Goldschnitt, "Was blieb war das Weidwerk" (auch im Original mit "e"); "Jagen in Deutschlands Osten" von Eduard von Wosilovsky. Unklar nur, ob da einer der Menschheit durch das fachmännische Abknallen von Zonis Erleichterung verschaffen will oder ob es ein Bericht von den alljährlichen Skinhead-Festspielen mit afroamerikanischer Beteiligung in Hoyerswerda ist. Ein Regal weiter berichtet Dr. Jacques Lemoulinier ebenfalls von einem Endsieg: "Zellulitis, endlich besiegt" und gibt das reich bebilderte Werk "Eisenbahn-Attentate, Anschläge, Erpressungen, Sabotage" weniger kreativen Austriaken weitere Ideen zum Abbau der Überbevölkerung. Dr. L. Ackermann geht mit der Hardcoverausgabe von "Mein gesunder Rottweiler" ähnliche Wege, während Paul Ellings einfühlsames Bändchen "Die Kunst des Pendelns, Entscheidungshilfe für Liebe, Gesundheit und Beruf" eher auf das Aufhängen politisch andersdenkender abzuheben scheint. Dass der Autor von "Das Rätsel unbekannter Flugobjekte" wirklich, es sei feierlich geschworen, Hans Werner Peiniger heißt, kann in diesem Zusammenhang wohl nicht als Zufall gewertet werden. Für empfindsamere Gemüter wird das Ableben mit "Ich lasse los, das Erfahrungsbuch für innere Heilung und spirituelles Wachstum" vorbereitet, einem Band der dekorativ zwischen "Feng-Shui im Pferdestall" und "Das Tier-Horoskop" drapiert war. Otto Schlappack geht ganz andere Wege und empfiehlt "Gsund mit Hund", Wim Luijpers schreibt dagegen über "Gentle Running, leichter Laufen, besser Atmen, schöner Leben" und Wolfgang Küpper schließt die Optimistenabteilung mit "Ich wünsch Dir Tage voller Licht". Gleich zweimal vertreten: Johanna Paungger mit echter Weltliteratur "Mondkalender 1999 bis 2009" und "Vom richtigen Zeitpunkt, die Anwendung des Mondkalenders im täglichen Leben". Mit Thomas Poppe setzt das Geschäft noch einen drauf: "Die Mondgymnastik, Bewegung im Wellenschlag der Mondrhythmen". Dass es auch anders geht wird anhand von Johannes von Buttlars wegweisender Novelle "Der flüsternde Stein, das Geheimnis der Kristallorakel" unter Beweis gestellt, deutlich optimistischer als L. Ron Hubbards "Der Anfang vom Untergang" im nächsten Schaufenster. Daneben "Alles rund ums Wochenbett" von Julia Bloemeke, die vom Untergang offenbar noch nichts wissen will, "Silent Orgasm, Liebe als Sprungbrett zur Selbsterkenntnis" und die "Naturheilkunde für Tiere" von Wolfgang Wirth. Und natürlich gibt es auch hier etwas für Waffenträger: "Der Landser, Dünkirchen" und "Ritterkreuzträger, die Verteidigung von Montecassino", seltsamerweise ohne Angabe von Autoren. Was ist die Sorbonne, was die Ivy League gegen einen solchen Hort des Wissens und der Weisheit. Nichts wie weg! Und zwar in die Innenstadt, wo es zu entdecken galt, dass die Wiener neben den genannten Werken offenbar auch Asterix lesen. Wie sonst wäre es zu erklären, dass man in Wien ein Gesellschaftsmodell eins zu eins übernommen hat, das bereits vor Jahrzehnten in "Asterix und der Avernerschild" entworfen wurde und dem Gallien des ersten nachchristlichen Jahrhunderts zu entstammen scheint. Wie im Comic eine ganze Stadt nur aus auvergnatischen Händler besteht, die ausschließlich Wein und Kohlen verkaufen und nur deshalb überleben können, weil sie alle beim jeweiligen Konkurrenten kaufen, so gibt es in Wien zur Zeit der Jahreswende kaum einen Einwohner, der nicht einen Stand für Glücksbringer wie rosa Schweine, Schornsteinfegerpuppen, Blei zum Bleigießen etc. betreibt. Irgendwie scheint allerdings die längerfristige volkswirtschaftliche Tragfähigkeit eines solchen Modells noch fraglich. Na ja, es arbeiten ja nicht alle Ösis an diesen Verkaufsständen. Einige sind ja auch im Ersatzkrieg. Also jetzt beim professionellen Wintersport. Wo die Austrier zuletzt bei Olympia durch anrührende Dopinggeschichten zu begeistern wussten. Liebe Ösis, da habt Ihr wirklich Glanzlichter gesetzt. Ich meine nicht einmal, dass bei Euch im olympischen Dorf erst der Anabolikadealer vorbeigeschaut hat und Ihr gleich am Tag drauf drei Goldmedaillen abgesahnt habt. Sondern, dass der Präsident Eures Österreichischen Skiverbands auch noch Peter Schröcksnadel heißt. Ja mit "Nadel" am Ende, so wie Eure Biathleten, also die mit dem elften Schuss, die dann auch ganz schnell mit ihren Nadeln am Ende waren, weil sie sich wohl einmal zu oft die Venen perforiert hatten. Richtig gut finde ich ja auch, dass Euer Ex-Trainer dann gleich mal per PKW die Flucht bis nach Österreich angetreten hatte und dort im Vollsuff auch noch in eine Polizeisperre gedonnert war. Er mag das olympische Motto etwas falsch verstanden haben, aber "schneller, höher, breiter" macht sich doch auch ganz gut. Er kam dann erst einmal in der Klapse, wahrscheinlich in Sicherungsverwahrung, damit der olympische Dorfdepp nicht ausplaudert, wer aus Eurer Mannschaft noch alles auf Epo unterwegs ist. Heinz Prüller, einer Eurer lustigen Fernsehkommentatoren, die Sportveranstaltungen immer so gerne in Ersatzkriege hochstilisieren, hat dann die Fernsehjournalistenkollegen aus anderen Ländern sehr rüde stehen lassen und zur Dopingfrage nicht ein einziges Wort sagen wollen. Hatte wahrscheinlich Schiss, dass sie ihn auch wegsperren, wenn er die österreichische Epo-Omerta bricht. Nett auch, dass Euer Team als Reiseapotheke offenbar gleich eine Halbjahresproduktion der Firma Bayer mit sich herumschleppt. Ein wertvoller Beitrag dazu, dass die Deutschen wenigstens einen Titel verteidigen können, wenn Epo- Evi und die anderen schon nichts reißen: Den des Exportweltmeisters in der pharmazeutischen Branche. Zum Schluss noch ein kurzer Seitenblick auf eine neue kulinarische Delikatesse aus dem Nachbarland: Der kommerzielle Erfolg der Mozartkugel ist Legende weit über die Grenzen des austrischen Alpensprengels hinaus, in dem dereinst ihre Wiege stand. Die runde Süßigkeit sichert heute Einkommen und Arbeitsplätze von mehr als einem Drittel der Einwohner Salzburgs. Das muß auch insofern besonders bemerkenswert erscheinen, als bekanntermaßen die Salzbürger als solche - ähnlich wie die Vertreter der Bruderstämme in Wien, Vorarlberg und Tirol - ausnahmslos in die gesellschaftliche Gruppe der Andersbegabten einzuordnen sind. Ein Euphemismus, mit dem man in den ausgehenden siebziger Jahren jene Bevölkerungsschichten zu belegen pflegte, deren Intelligenzquotient allenfalls noch eine Karriere als Sonderschüler oder Berufspolitiker verhieß. Umso schlimmer, dass nun ausgerechnet die Arbeitsplätze dieser Randgruppe in Gefahr geraten sind! Denn, das wissen die Süßwaren-Fachverkäufer unter den geneigten Lesern, der Mozartkugelmarkt sieht derzeit aus wie Bagdad nach einem Clinton-Sexabenteuer. So mussten die erfinderischen Alpenpatissiers bereits vor Jahren den Mozart-Taler auf den Markt werfen, der kurzfristig die Umsätze nach oben trieb und die Bilanzen fast wieder in die Nähe schwarzer Zahlen explodieren ließ. Doch ach, es kam die Europäische Währungsunion und damit das Ende des Talers, da niemand wusste, wie dieser in Mozart-Euro hätte konvertiert werden sollen. Die europäische Zentralbank hatte durch einen Programmierfehler im Großrechner schlicht versäumt den Mozarttaler in das System der festen Wechselkurse aufzunehmen. Was tun? Hansi Halbgar, Geschäftsführer der Mirabell Süßwaren AG, stellte auf der Interschleck 2001 in Oer-Erkenschwick mit dem "Mozartzäpfchen" ein ganz neues Produkt vor, das nun den Konzern retten soll. Halbgar wörtlich in seiner Pressekonferenz: "Meine Damen und Herren sehen wir den Tatsachen doch ins Gesicht, wir betreten absolutes Neuland! Die rektale Aufnahme von Schokolade ist bisher nicht einmal gedacht worden! Gut, die genaue Zusammensetzung der braunen Flecken in den Unterhosen der Konsumenten wird bei unsachgemäßer Applikation künftig nicht mehr so leicht zu klären sein. Aber bei vorsichtiger Analyse der Absatzmöglichkeiten, bei gleichzeitiger sorgfältiger Betrachtung der voraussichtlichen Angebot/Nachfrage-Relation scheint sicher, dass das Mozartzäpfchen der Trendsnack der nächsten Jahre, Partyknüller und Grundnahrungsmittel wird." Na dann Prost!
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Die Wiener Staatsoper
Die Wiener Secession
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Die Bundesflagge
Die (Ent)weihung des Mozartzäpfchens
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