Dobro pozhalovat'
Willi Igel in Russland
Nachdem ich schon dachte, dass es in Moskau keine hässlichen Frauen gibt - oder jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit, schickte Wladi, der alte Scherzbold, mich dann zum Dachverband der Frauenorganisationen. Da habe ich einige
beachtliche Exemplare gefunden. Die eine war so fett, dass sie sich für ihre Finger die Fußfesseln von Galeerensträflingen zu Ringen hatte umarbeiten lassen müssen. Nehme ich jedenfalls an. Sie hielt mir einen kilometerlangen
Vortrag über die Bedeutung der internationalen Konventionen zur Gleichstellung der Frau. Mir lagen einige Fragen zu Relevanz dieser Konventionen für das tägliche Leben in einem Land auf der Zunge, in dem es nur zwei von hundert
Kabinettsmitgliedern weiblich sind. Die eine ist irgendwie für Gartenzwerge und Gurkenkrümmung zuständig und zu ihrem Job gekommen, weil ihr Mann ein "wichtiges" Ministerium hat - also das Modell Berlusconi. Die andere erhielt
ihr Amt, weil ihr Mann Rektor der wichtigsten Universität ist. Ansonsten sind Frauen eher Exportschlager als Material für Führungsposten.
Vielleicht auch deswegen ist die Zuständigkeit für Gleichstellung im russischen Außenministerium angesiedelt, mit immerhin einer halben Sachbearbeiterstelle. Denn zum einen kümmern die sich auch um Außenhandel. Und zum
anderen geht es ja nicht wirklich um Gleichstellung, sondern nur darum, auf internationalen Konferenzen so zu tun, als gäbe es Gleichstellung. Also so ähnlich wie bei uns, nur schlechter getarnt
Manchmal ist es gar nicht schlecht, wenn man Beziehungen hat. Zum Beispiel zum russischen Premierminister Putin. Nachdem wir nun schon mehrfach gemeinsam zu Jagdausflügen unterwegs waren, zuletzt mit einigen anderen
russischen Freunden in Georgien, lud Wladi mich dieser Tage zu sich nach Moskau ein. Damit das Ganze als Dienstreise laufen kann, hatte ich versprochen, ein wenig zum Thema Geschlechtergleichstellung in Russland zu
recherchieren. Wladi lachte laut heraus, als er das hörte. "Gleichstellung? Frauen die Karriere machen? In Russland?" prustete er heraus, "wenn Du das glaubst, dann habe ich auch noch ein paar prima Gebrauchtwagen für Dich!"
Mit anderen Worten: In Russland ist die Welt noch in Ordnung! Karrierechancen für die Damenwelt sind dort inexistent, es sei denn man betrachtete die gehobene Prostitution als Beruf. Denn hochschlafen kann man sich durchaus
noch. Oder sich zumindest einen Oligarchen angeln. Deswegen stopfen sich alle Frauen, die halbwegs präsentabel aussehen, d.h. eigentlich nur die unter Fünfundzwanzigjährigen, in Klamotten, mit denen frau sich bei uns kaum auf
den Straßenstrich trauen würde. Sieht teilweise aus wie aufgesprüht. Offenbar ist Stoff noch immer knapp in Russland. Und so sind es dann auch die Outfits. Größte Größe scheint Konfektionsgröße 32 zu sein. Dazu dann achtzehn
Zentimeter hohe Absätze. Wenn kein Oligarch anbeißt, dann vielleicht wenigstens ein Westtourist. Dienstleistungsbranche eben - teilweise sehr außenhandelsbilanzwirksam.
Interessant war dann noch, dass die beiden Referentinnen aus dem russischen Frauenverband dauernd versuchten, sich gegenseitig zu unterdrücken den Männern
zum Vorbild. Ja, und dass es in Russland Frauen verboten ist, U-Bahn-Fahrerin oder Kosmonautin zu werden - weil das Risiko geringerer Fruchtbarkeit bestehe.
Respekt!
Im Gespräch mit einem sich zufrieden die Hände reibenden russischen Bauern (2. v. rechts), der soeben seine Kirschen zu Wucherpreisen an eine Gruppe
verheirateter Russinnen verkauft hat, erfahre ich, dass es für die ärmere Bevölkerung auch heutzutage immer noch äußerst schwierig ist, Bananen zu ergattern.
Daher greift man zwangsläufig auf heimisches Obst zurück und hortet die Einkäufe, wann immer sich Gelegenheit bietet - notfalls wird die Ware auf dem Rücken nach
Hause geschleppt wenn gerade keine Einkaufstasche zur Hand ist. Denn auch Stoff ist, wie bereits erwähnt - und man an den unvorteilhaft eng anliegenden Kleidern
erkennen kann - wirklich immer noch Mangelware. Kurz nachdem dieses Foto entstand, verbreitete sich auf dem Roten Platz das Gerücht, dass wohl an einem
anderen Stand Levis Jeans angeboten würden, und die Damen machten sich eiligst von dannen, um so viele wie möglich dieser kapitalistischen Beinkleider zu
ergattern.
Verheiratete Russinnen erkennt man übrigens unschwer daran, dass sie im Gegensatz zu der bei den Single-Frauen so beliebten Kleidergröße 32 eher Größe 52
tragen. Der Grund dafür ist, dass sie sich gleich kurz nach der Hochzeit schwängern lassen und dann hemmungslos alles verspeisen, was sie sich vorher versagt
hatten um einen Ehemann abzubekommen.
Willi Igel mit russischen Phallussymbolen
Markttag auf dem Roten Platz: Bauernopfer