Nazdar Willi Igel in Tschechien
Abstecher nach Tschechien: Das Land war mir ja bisher vor allem aus den Erzählungen meines Großvaters bekannt. Der immer gerne mal darauf hinwies, dass er a damals im Krieg, mit dieser netten kleinen Ärztin in Prag ganz schön... Er hat nie verstanden, warum meine Mutter dieser speziellen Geschichte nicht so richtig viel abgewinnen konnte. Schließlich war sie damals erst zwei oder drei Jahre alt und zusammen mit seiner Frau, sprich ihrer Mutter, weit weg in Deutschland, und, es war ja Krieg. Sagte Opa mit siegessicherem Blick, da das ja nun wirklich alle ehelichen Fehltritte entschuldigen und sie vielmehr in zur Ehre gereichende Männlichkeitsbeweise des Landsers verwandeln muss! Hatte der sich doch immerhin die Zeit genommen, zwischen der Erschießung einiger Feinde noch in aller Ruhe deren Frauen zu poppen! Mutter ging bei solchen Stories immer in die Küche, wahrscheinlich etwas Salz in Opas Kaffee schütten, oder auch Zucker, der alte Herr war schließlich Diabetiker. Aber darum geht es hier ja nun wirklich nicht, ich wollte ja über das heutige Prag berichten und nicht über den Krieg. Wenn es auch jede Menge Parallelen gibt, es ist den audiovisuellen Medien ja jederzeit zu entnehmen, dass es noch immer nicht allzu schwierig für Deutsche auf Dienstreisen in Tschechien ist, dort willige Paarungs-Partnerinnen zu finden (vor allem RTL II berichtet in vorbildlicher Weise immer wieder). Nur teurer dürfte es geworden sein, mit einem Päckchen Zigaretten und einer Wehrmachtsuniform kommt man da wohl nicht mehr zum Zuge, zumal die Tschechen inzwischen selbst schon echte Marlboro herstellen und zur Zeit russische Militaria höher im Kurs stehen. Für mich stellte sich die Frage des käuflichen Sex allerdings ohnehin nicht. Ich wollte ja der guten Küche wegen nach Prag. Wie ich der Werbebroschüre des Fremdenverkehrsamts (das heißt nun wiederum wegen der Sextouristen so) entnehmen konnte, verfügt Prag über eine Vielzahl ausgezeichneter, auch der internationalen Küche zugeneigter Lokale. So etwas ein chinesisches Restaurant unweit des Hradschins, das gleich mit Foto annonciert hatte. Und, wer hätte das gedacht: Das Bild zierten vor allem Gurken und Paprika, roh, aber in abwechslungsreichsten Schnittvarianten. Man weiß es ja, in der asiatischen Küche isst (man) das Auge mit. Na gut, dann halt zum Mexikaner, dachte ich. Und sehe in der Anzeige des El Caballero ein wunderbares mexikanisches Menü: Erst Gurkensuppe, dann gefüllte Paprika. Während ein italienisches Lokal mit einem Bild glänzte, das ein üppiges Büffet zeigte. Der Tisch brach unter Gurken und Paprika fast zusammen. Die Entscheidung, wohin denn nun zu gehen, wäre mir sehr schwer gefallen. Doch sie erübrigte sich, als ich erfuhr, dass mir meine Assistentin einen Rückflug mit Czech Airlines gebucht hatte. Wer diese Firma kennt, der weiß: Gleich mal eine Woche länger buchen, denn die haben beim Hinflug in aller Regel nicht nur ein paar Tage Verspätung, sondern brauchen für den Check-in des Rückfluges auch so lange, dass man an den Gates schon kleine Friedhöfe für die inzwischen an Altersschwäche verstorbenen Passagiere angelegt hat. Also muss man rechtzeitig, so an die fünf Stunden vor Abflug, am Airport sein. Was mich um eine köstliche Paprika brachte.
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