Dobre doshli - willkommen
Willi Igel in Bulgarien
Abstecher nach Bulgarien. Kürzlich habe ich ja bereits über die blühende Dienstleistungslandschaft Tschechiens berichtet und mich dabei besonders intensiv mit der in tschechischen Gefilden bereits viele Jahrzehnte alten Tradition
beschäftigt, die nationale Dienstleistungsbilanz durch käuflichen Geschlechtsverkehrs aufzubessern. Wobei die positiven Auswirkungen auf die Handelsbilanz in den letzten Jahren noch weiter zugenommen haben, da man nicht nur
Dienstleistungs-Nachfrage importiert, sondern über, meist albanische geleitete Serviceunternehmen, auch Dienstleistungsanbieterinnen exportiert.
Langt man in Sofia an, könnte man meinen, dass dem Bulgaren nur Recht ist, was dem Tschechen billig. Die Stadt scheint ein einziger Straßenstrich zu sein. Fast alle Frauen in geschlechtsreifem Alter tragen Netzstrümpfe, sehr leichte
Oberbekleidung und dazu seeehr hochhackige Schuhe, die allerdings seltsamerweise zumeist im Sportschuhdesign gehalten sind, z.B. mit drei weißen Adidas-Streifen oder mit genoppter Gummikappe. Überflüssig zu erwähnen, dass
ich noch am ersten Abend in der Sofienbasilika eine baumstammdicke Opferkerze angezündet und ein gutes Schock Rosenkränze dafür gebetet habe, dass diese Schuhmode einen weiten Bogen um zivilisiertere Gebiete Mitteleuropas
machen möge. Aber ich schweife ab. Es ging mir ja eigentlich um den vermeintlichen Straßenstrich. Dass der tatsächlich nur ein vermeintlicher war, wurde mir klar, als ich meinen alten Witz anzubringen versuchte, mit dem ich auf der
Oranienburger Straße in Berlin schon seit Jahren große Erfolge erziele (Mensch, Mädchen, wenn Du Dich hier bei den Temperaturen so leicht angezogen hinstellst, werden Dich die Leute am Ende noch für eine Nutte halten...). Die
sofioter Reaktion auf diese in bestem Bulgarisch vorgebrachte Bemerkung war weder Verärgerung noch Gelächter, sondern tiefes Erschrecken. Woraufhin es mir wie Schuppen von den Fischen fiel: Die gehen gar nicht auf den Strich,
die denken, das sei elegant. Aua! Ich will hier nicht vertieft über den Oberbekleidungsgeschmack des Balkans philosophieren, zumal die deutschen Kaufhallen und Woolworths über Jahrzehnte den Großteil ihrer ätzend hässlichen
Klamottensortimente aus dem ehemaligen Jugoslawien bezogen und bei uns dennoch reichlich Abnehmer gefunden hatten, und das schon zu einer Zeit, da noch wesentlich weniger Türken als heute in Deutschland lebten. Optische
Körperverletzung und Grund genug, um Sofia künftig einen Bogen zu machen, war es trotzdem. Zumal ich keinen Schimmer habe, woran man dann die echten Damen des horizontalen Gewerbes noch erkennen soll. Und für was
sonst sollte man je nach Bulgarien reisen?
Ja, lieber Leser, richtig beobachtet, ich bin nicht gut zu sprechen auf die Bulgaren. Das mag auch damit zusammenhängen, dass man mir im Hilton Hotel für ein dreiminütiges Telefonat mit Deutschland (gerade lang genug für ein
Stellt-Euch-mal-vor-die-Mädels-laufen-hier-alle-herum-wie-Doris-Fitschen-aufm-Strich“) sage und schreibe 80 Euro abgenommen hat. Das Geld spielt natürlich keine Rolle, schließlich habe ich für solche Dienstreisen immer nur das
Beste und Teuerste als gut genug erachtet und Reptilienfonds ohne Ende. Aber die Dreistigkeit der Abzocke, die verwundert selbst hartgesottene Balkanaddicts immer wieder.