Weitere Wahrzeichen des Landes sind die neue Brücke von Tiflis, das alte Rathaus der Stadt, und die Statue des
heiligen Peter Scholl-Igel, der damals den Drachen getötet und bis heute als Volksheiliger verehrt wird. Weswegen das
Land auf älteren Karten auch noch Petrien heißt.
Tiflis: die neue Brücke...
And the winner is: Abdelbasset Hamouda
Ansonsten lässt es der Tunesier eher ruhig angehen. Bei der Stadtmauer von Tunis zum Beispiel sind bisher erst die
Tore fertig, die eigentliche Mauer fehlt noch:
Zutritt zur Moschee - hier eine Außenansicht - hat übrigens nicht jeder, die Peter-Scholl-Igel-Moschee zu Tunis ist die
erste weltweit, die einen breitschultrigen Türsteher vor den Eingang gestellt hat - "heute nur für Stammgäste":
Na gut, wenn man nicht in die Moschee hinein darf, kann man sie ja von außen besichtigen. Wo auch immer im Bazar
der Altstadt man sich herumtreibt, es wird nicht lange dauern, bis uns jemand anspricht und anbietet, uns auf die
Dachterrasse zu führen, von der aus man den schönsten Blick auf die Moschee hat. Stets weist der Führer darauf hin,
dass das Haus mit dieser Dachterrasse seinem Vater/Bruder/Onkel gehöre, ebenso wie der darin befindliche
Andenken/Teppich/Wasserpfeifenladen, den wir vor dem Aufstieg auf die Dachterrasse selbstverständlich, weil wir uns
inzwischen ja schon so gut kennen und wir dem guten Mann so sympathisch sind, kostenlos besichtigen dürfen. Muss
eine weitverzweigte Familie sein, denn während meines zweistündigen Rundgangs durch den Bazar haben mich
mindestens 60 Söhne, Brüder, Neffen dieses legendären Hauseigentümers angesprochen - und die meisten ließen nicht
locker, bis ich mich wieder und wieder und wieder zu diesem Haus habe führen lassen. Dessen Dachterrasse übrigens
tatsächlich ganz nett ist, etwa ab dem achtundfünfzigsten Besuch dann aber doch an Neuigkeitswert verliert. Gut dass
ich beim Besuch in Ägypten vor einigen Jahren meinen Bazarleitfaden entwickelt habe, damit war ich dann gewappnet,
die nächsten Söhne, Brüder und Neffen abzuwehren.
...das alte Rathaus...
...und die Statue des
heiligen Peter Scholl-Igel.
Die unvollendete Stadtmauer von Tunis
Die Peter Scholl-Igel-Moschee:
Zutritt nur für Stammgäste!
Der Tunesier hat den Bogen raus
Der tunesische öffentliche Personennahverkehr setzt übrigens bis heute sehr stark auf Kamele mit denen der Tunesier
ja auch sonst viel Verkehr hat, wenn der Bruder, der Vater oder der Onkel mal nicht verfügbar ist. Hier habe ich einen
Zweisitzer der neueren Generation im Bild festgehalten:
Camel mit Filter (vorne)
Newsletter Mai 2012 (Teil II)
3. Willi Igel in Tunesien
Die letzte Station meiner kleinen Weltreise bracht mich dann nach Tunesien. Auch dort würde man gerne am Eurovision
Song Contest teilnehmen, darf aber nicht mitmachen. Vorwand der Organisatoren: Tunesien liege nicht in Europa. Was
das Land nicht hindert, in jedem Jahr eine Vorausscheidung durchzuführen. 2012 hat Abdelbasset gewonnen, ein toller
Typ. Der Basset hat nicht nur einen Hundeblick drauf, sondern trägt auch sein Haar als wäre der Hundefriseur dran
gewesen, vorne lang und hinten kurz:
Vor Willi fällt eben jeder auf die Knie!
4. Willi Igel zurück im deutschen Alltag
Tja, irgendwann geht auch die schönste Reise zu Ende. Und dann hat einen der deutsche Alltag wieder, in dem man gar
nicht so schnell mit dem Kopf schütteln kann, wie die Irrationalitäten auf einen hereinprasseln. Oder wundert sich
wirklich einer, dass es Schwierigkeiten mit der Feuersicherheit am neuen Berliner Großflughafen gibt, wenn man das
Ding in Schönefeld allen Ernstes Willi Brand(t) Flughafen nennt?
Oder schauen wir auf die Währungs- und Finanzpolitik. Hat Griechenland eigentlich inzwischen schon die Drachme
wiedereingeführt?
Ich meine, das ist doch unfassbar, da steht ein Land vor dem Abgrund, Schulden über Schulden, eigentlich müsste es
längst aus der Eurozone geflogen sein - es wird gewählt und was machen die Leute? Sie entscheiden sich mehrheitlich
für radikale Parteien, die die Fortsetzung der Schuldenpolitik angekündigt haben. Da weiß ich wirklich nicht, wie lange
Nordrhein-Westfalen noch in der Währungsunion bleiben darf.
Gilt übrigens auch für Frankreich. Die haben ihren Petit Nicolas so satt gehabt, dass sie vor lauter Verzweiflung sogar
einen Politiker zum Präsidenten gewählt haben, dessen Programm man wirklich nur als Realsatire verstehen kann.
Irgendwie sieht das Hollande immer so aus wie eine dieser Disneyfiguren, die halb menschliche, halb tierische Züge ha-
ben. Ein Hund, der zum Bürgermeister von Entenhausen gewählt worden ist, zum Beispiel.
Und bei uns in Berlin? Atomausstieg! Das Atom steigt aus der Zusammenarbeit mit Deutschland aus. Norbert aus Bonn-
Röttgen hat es immer schon geahnt. Was ihm wiederum die weitaus weniger weitsichtige Atomfüsikerin Angela Igel
verübelt. Und schon nimmt Mutti eine kleine Wahlniederlage in NRW zum Anlass für einen Röttgenausstieg. Kein
Problem, in der Berlin CDU knubbeln sich ja die Talente. Solange man genug Hintzes und Popofallas hat, kann man auf
Muttis Klügsten gerne verzichten. Also rückt der Altmaier, der bisher parlamentarischer Geschäftsführer der
Unionsfraktion war und nebenher beim Joggen im Wald den Weg für Stromtrassen gebahnt hat, auf den Sessel im
Umweltministerium nach und wird seinerseits vom niedersächsischen Megastar Michael Grosse-Brömer beerbt. Kennt
den einer? Nein? Dann darf er vielleicht eine Weile im Amt bleiben. Sonst wird er rausgekegelt. Sobald er etwas
bekannter wird und eventuell gar beliebter (nicht beleibter, das schadet nicht, siehe Altmaier) als Mutti.
Gut, dass die anderen Parteien da toleranter sind. In der Linkspartei zum Beispiel will Oskar nur noch einmal antreten,
wenn er sich selbst zum Konsul auf Lebenszeit krönen darf. Und in der FDP wird nur gewählt, wer sich von der eigenen
Partei und deren Führung distanziert. Nur die Piraten haben wieder einmal nichts verstanden. Was die an den letzten
Wahlabenden so von sich gegeben haben, da kann man nur die Kopf schütteln. Weder im Saarland, noch in Schleswig,
noch in NRW waren sie in der Lage, die für die ersten Interviews um Punkt 18:00 Uhr verbindlich vorgeschriebenen
Gemeinplätze abzusondern. Also wahlweise "Wir haben zugelegt und sind damit klarer Sieger dieser Wahl" oder "Das ist
ja erst die Hochrechung, jetzt warten wir erst einmal das Ergebnis ab". Sodann "Der Wähler hat sich für/gegen einen
Politikwechsel entschieden", "Es wird ein spannender Wahlabend", "Wir danken unsern Wählerinnen und Wählern" und
natürlich "Über Koalitionsoptionen müssen in den kommenden Tagen die Gremien entscheiden, da werden Sie
Verständnis haben, dass man an einem Abend wie diesem noch keine Aussage treffen kann". Liebe Piraten, wer sich an
diesen Sinnfreiheiten nicht beteiligt, sondern voreilig verkündet, dass er im Zweifel auch eine rot-grüne
Minderheitsregierung unterstützen würde, zudem auch noch inhaltliche Aussagen bringt oder gar einräumt, bestimmte
Fragen nicht beantworten zu können, der darf sich nicht wundern, wenn er trotz größter Ahnungslosigkeit gewählt wird.
Herrjeh, wenn ihr nicht bald die Deppenlingo lernt, müsst Ihr am Ende noch Verantwortung übernehmen. Aber ich bin
unbesorgt, die Grünen sind ja heute mit bloßem Auge auch nicht mehr von der CSU zu unterscheiden - und die haben
irgendwann mal ganz ähnlich unbedarft angefangen.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Willi Igel