Newsletter April 2008
Hallo liebe Willi Igel Fans
(und das ist man ja wie schon bekannt automatisch, wenn man einmal meine Website besucht hat!),
da man den Chinesen unter anderem weder bezüglich der Zensur von E-Mails noch der humanen Behandlung ihrer 56
Minderheiten trauen kann, erfolgt der Versand des Newsletters April leider erst jetzt. Ich hoffe Sie waren nicht allzu
enttäuscht! Aber keine Sorge, ich werde dies mit einem ausführlichen Bericht über meine Reiseerlebnisse im Land der
Mitte mehr als wettmachen und Sie selbstverständlich ganz bald im Newsletter Mai benachrichtigen, sobald der Bericht
auf meiner Webseite veröffentlicht ist. Wie schade, dass ich die Vorfreude nicht persönlich miterleben darf, die sich jetzt
sicherlich bei Ihnen eingestellt hat!
Anbei nun also der Newsletter April, in dem mein alter Ego Nick Igel Ihnen die stachelsträubenden Vorkommnisse
während seines Zwischenstopps im neuen nationalen Schandfleck der Briten (natürlich handelt es sich um den Flughafen
Heathrow) schildert. Die reich bebilderte Version dieses Newsletter finden Sie übrigens auch bei meinen
Reiseerlebnissen unter "Großbritannien"
Versäumen Sie bitte auch nicht, sich mein reizendes Playmate of the Month April Eva Igel anzusehen!
Viel Spass für den Wonnemonat Mai wünscht Ihnen,
Ihr Willi Igel
Von Hoolies und Schwulies - Nick Igel bei den Inselaffen
Wie kann man nur so degenerieren? Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Briten noch eine Weltmacht! Man
kontrollierte Indien, Australien, Neuseeland, Südafrika, gewann Weltkriege und Nobelpreise, war Seriensieger bei den
Olympischen Wettbewerben im Kampftrinken und stolz auf fremdgehende Kronprinzen, die schnell mal ein paar
Antilleninseln beim Pferderennen verzockten.
Und heute? Muss man das auf übersichtliche Größe herunterreduzierte Inselreich fast schon als Entwicklungsland
betrachten. Das fing schon in den Achtzigern an. Der aktuelle Kronprinz setzte in guter alter Familientradition erst auf
das falsche Pferd - Camilla - und dann auf die kuhäugige Kindergärtnerin (Diana, Princess of Wails), die das Land gleich
nach der Heirat mit ihrem Chuck auf Jahrzehnte in eine komaähnliche Duldungsstarre verfallen ließ. Schon 1982, also im
Jahr eins der Diana-Zeitrechnung, hatten die Briten größte Schwierigkeiten ein paar schimmlige Halligen wie die
Falklands gegen die argentinischen Hobbymilitärs zu verteidigen. Im selben Jahr war bei der Fußball-Weltmeisterschaft
schon in der zweiten Runde gegen Deutschland und Spanien Schluss, nicht einmal gegen die Derwall-Elf konnten die
Briten noch siegen. 1986 und 1990 ging es kaum besser, 1994 langte es nicht einmal mehr zur WM-Qualifikation. Auch
die 1997 vermutlich vom britischen Geheimdienst und dem britischen Fußballbund veranlasste artgerechte Entsorgung
der Prinzessin an einem Pariser Betonpfeiler und die alsbaldige Verehelichung des Kronprinzen mit seinem Lieblingspferd
änderte nichts. Großbritannien verkam, verdreckte und verschluderte. Das Land blieb geistig, kulturell und wirtschaftlich
weit hinter seinen europäischen Nachbarländern zurück. Heute scheitert das Verunreinigte Königreich bereits an der
Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft. Es reicht bestenfalls noch dazu, in den NATO-Scharaden um ABC-Waffen
im Irak den Hilfskellner für George Dabbeljuh zu spielen. Peinlich.
Wie konnte es so weit kommen? Nick Igel wäre nicht Nick Igel, schreckte er vor einer Feldstudie im "Reich des Besen"
(Camilla) zurück. Glücklicherweise hatte der Flughafen Heathrow gerade sein ultramodernes Terminal 5 eröffnet, da ist
die An- und Abreise doch das reine Vergnügen, oder?
Na ja, das meint jedenfalls die in Heathrow verteilte Hochglanzbroschüre. Die auch die sensationellen Gepäckbänder
lobt. 30.000 Gepäckstücke können die am Tag befördern, mit 30 Meilen Geschwindigkeit. Wie viele davon unterwegs
verloren gehen, war nicht in der Broschüre zu lesen. Aber ein gutes Drittel dürfte noch vorsichtig geschätzt sein. Nach
ein paar Tagen waren es an die 30.000 Gepäckstücke, die nicht auf die für sie bestimmten Flieger gebracht werden
konnten und sich deshalb im Terminal stapelten. Weshalb man dann die 30.000 Koffer zum Sortieren nach Mailand
transportierte. Allerdings nicht mit dem Flugzeug, das hatte British Airways schon aufgegeben. Angeblich hätte es auch
zu lange gedauert, noch einmal jeden Koffer auf Sprengstoff zu durchleuchten. Also nahm man einige LKW. Das geht ja
auch schneller als die Fliegerei. Außerdem kann man einen im Kanaltunnel in die Luft geflogenen LKW sicher besser
verkraften als einen explodierten Lastenflieger.
Und was für eine königliche Idee, die Koffer zum Sortieren nach Mailand zu bringen. Wer dort schon einmal abgeflogen
oder gelandet ist, weiß: auf keinem Flughafen der Welt werden mehr Koffer geklaut als in Mailand. Auch so kann man das
Zustellproblem natürlich lösen. Da es in Mailand keinen ausreichend großen Hangar für die vielen Koffer gab, stellte man
sie erst einmal auf eine alte Rollbahn. In den Regen. Eine Woche lang. Kaum eine weitere Woche darauf wurden die
ersten Gepäckstücke schon ihren britischen Eigentümern zugestellt. Mit verschimmeltem Inhalt.
Im hochmodernen Terminal 5 hatte man inzwischen zunächst die Beförderung von Gepäckstücken aufgegeben - "Sie
können wir gerne mitnehmen, Herr Igel, Ihren Koffer aber nicht". "Macht nix, ich kann ihn auch mit der Post nach Mailand
schicken, wenn Ihnen das lieber ist".
Auch die Beförderung von Passagieren reduzierte man auf das Nötigste. Sechshundert Flüge wurden ersatzlos
gestrichen, die Passagiere nicht einmal entschädigt. Ach doch, einen Sondertarif für das Flughafenhotel bot man den
liegen gebliebenen Fluggästen an. 280 statt 300 Euro die Nacht. Super!
Nur Friedensnobelpreisträger verzichteten an dieser Stelle noch auf Tätlichkeiten gegen die Mitarbeiter von British
Airways und der Flughafenverwaltung. Lieber Terminator als Terminaltor. Obwohl - man muss da vorsichtig sein. In
Heathrow werden an den Sicherheitschecks vorzugsweise Leute beschäftigt, die im Dritten Reich sogar noch durch das
Assessment Center für die Gewinnung von KZ-Aufsehern gerasselt wären. Wegen zu großer Brutalität.
Ich habe mich beim Sicherheitscheck mal ganz dumm gestellt und so getan, als könne ich kein Englisch. Und die
Aufforderung ignoriert, meine Schuhe auszuziehen. Das mit den Schuhen ist sowieso so eine Sache in London. Mal
muss man sie ausziehen, drei Wochen später dann wieder nicht, vier Wochen danach dann doch wieder. Wahrscheinlich
kann man in den Schuhen nur zu bestimmten Jahreszeiten gefährliche Waffen verstecken. Und so eine Jahreszeit hatte
ich diesmal wohl erwischt. So entspann sich ein freundlicher Dialog:
Nick Igel (fröhlich): "Guten Tag!'"
Ekel: "Take your shoes off!"
Nick Igel (bedauernd): "Zorry, kein Inklisch"
Ekel: "Take your shoes off!!!!!"
Nick Igel (geduldig): "Bitte, ich verstehe kein Englisch! Es tut mir Leid."
Ekel: "TAKE YOUR SHOES OFF!"
Nick Igel (verwundert): "Langsam, langsam, nur die Ruhe parlez vous Francais? Espanol? Portuges? Italiano?"
Ekel: "TAKE!!! YOUR!!! SHOES!!! OFF!!!"
Nick Igel (versöhnlich): "Entschuldigung, ich weiß wirklich nicht was Sie von mir wollen. Können Sie vielleicht einen
Übersetzer holen?"
Ekel: "Stop insulting me! I dont have to tolerate insults!" (zu einem Kollegen:) "This guy is insulting me, call the
supervisor!" (zum herbeigeeilten Supervisor) "This guy speaks a foreign language. I think he is insulting me."
Nick Igel (fast schon herzlich zum Supervisor): "Guten Tag! Bei einem Mann Ihrer Stellung darf ich sicher
Deutschkenntnisse voraussetzen?"
Supervisor: "Stop insulting my colleague!"
Nick Igel (bedauernd): "Häää? Sorry, kein Inklisch! Francais? Espanol? Portuges? Italiano? Neerlands? Russki?
Mandarin? Übrigens ist Ihre Kollegin sehr laut und unfreundlich."
Supervisor (demonstriert das Schuheausziehen): "UNDERSTAND!!!?"
Nick Igel (erleichtert): "Aaaaaah, na sagen Sie das doch gleich!"
Supervisor: "You have insulted my colleague, I will call Airport Security!"
Nick Igel (herzlich): "Auch Ihnen einen schönen Tag und danke für Ihre Hilfe!"
"Herr" von der Airport Security: "Whatssupp?"
Supervisor: "This guy probably has insulted my colleague. He only speaks no English (sic!)"
Securitymann: "So how you knowe, he wasse insulting?"
Nick Igel (erfreut): "Freut mich Sie kennen zu lernen Herr Polizist! Bei Ihnen fühle ich mich endlich in Sicherheit. Als
Garant unser aller Sicherheit sprechen Sie sicher Deutsch? Francais? Espanol? Portuges? Italiano? Neerlands? Russki?
Madarin? Svenske? Letzeburgisch?"
Securitymann: (Schüttelt zehnmal den Kopf)
Nick Igel (hilfreich): "Übrigens, der Herr Chef hier hat mir sehr geholfen. Beim Schuheausziehen und so. Seine Kollegin
ist aber sehr laut und unfreundlich."
Securitymann: "Hääää??"
Nick Igel (verständnisvoll): "Ja, das sage ich auch immer! Einen schönen Tag noch."
Securitymann: "Fuck! I donne unnestand a word!"
Ich würde sagen, das war knapp am Knast vorbei - The Igel has landed! Wäre auch einmal eine Erfahrung gewesen,
durch Inhaftierung am Flughafen zum Konsularfall für die deutsche Botschaft zu werden. Vielleicht hätte ich in der Zelle
Naomi Campbell getroffen. Die eingesperrt worden ist, nachdem sie im Flugzeug das Personal beleidigt hatte. Vielleicht
hatte sie nach "hors doeuvre" gefragt? Oder nach "Linguini"? Das sind ja bekanntlich schlimme Schimpfwörter. Oder sie
ist wirklich ausfallend geworden, nachdem man ihr mitgeteilt hatte, ihr bereits widerspruchslos vom Bodenpersonal am
Schalter eingecheckter Koffer werde nun doch nicht mitgenommen, da er zu schwer sei.
Klar geworden ist mir jedenfalls eines: Die Briten teilen sich etwa im Verhältnis ein Fünftel zu vier Fünfteln in "Schwulis"
und "Hoolies" auf. Die Schwulies sind nicht zwangsläufig homosexuell, wirken aber garantiert so. Sie hocken den ganzen
Tag halb indigniert, halb blasiert mit ihren gestreiften Krawatten in ihren Clubs herum, freuen sich an ihrem Oxford-
Abschluss, fangen fast jeden Satz mit einem näselnden "Indeed" an und beenden ihn mit einem kaum weniger affektierten
"isnt it?". Die Schwulies kriegen nicht viel auf die Reihe, auch weil sie die ganze Zeit damit beschäftigt sind, in Ascot als
Hutständer abzuhängen oder an irgendwelchen Bushaltestellen brav Schlange zu stehen. Den Schwulies verdanken wir
technische Meisterleistungen wie das britische Bahnsystem und Terminal 5.
Die Hoolies hingegen haben die wikingeresken Verwüstungsfeldzüge, mit denen sie in den Siebzigern und Achtzigern
noch als Anhänger von Arsenal oder Tottenham durch Kontinentaleuropa unterwegs waren, nach dem kleinen
Zwischenfall im Heyselstadion aufgeben müssen und arbeiten seitdem in Berufen, die ihrem Intellekt angemessen sind
und bei denen sie ihre Minderwertigkeitskomplexe an Ausländern abarbeiten können. Zum Beispiel als Securitynazi im
Terminal 5.
Beide Gattungen gehen eine nahezu perfekte Symbiose ein. Denn wenn die Schwulies wieder einmal etwas verbockt
haben und die Leidtragenden sich darüber aufregen, können die Hoolies eingreifen und die Leidtragenden wegen
ungebührlichen Benehmens zusammenschlagen.
Ich habe daraufhin beschlossen, das Land der Inselaffen gar nicht erst zu betreten, sondern gleich wieder zurück zu
fliegen. Dabei durfte ich dann noch lernen, dass es gar nicht alle Hoolies bis zum hohen Amt des Securitynazis oder bis
in vergleichbare Berufe bringen. Einige dürfen ihre Aggressionen nur an Gegenständen auslassen. Das sind zum
Beispiel jene, die am Terminal 5 dafür zuständig sind, die Koffer der Reisenden in die Flieger zu wuchten. Damit diese
Jungs ordentlich zu tun bekommen, hatte Heathrow eine neue Politik beschlossen: Wer nicht bis spätestens 35 Minuten
vor Abflug am Gate ist, darf nicht mitfliegen. Damit die Maschine pünktlich loskommt. Klingt in der Theorie toll. In der
Praxis sieht das oft anders aus. Dem 34 Minuten vor Abflug vom verspätet eingetroffenen Anschlussflug heraneilenden
Passagier wird die Tür vor der Nase zugeknallt. Sein Gepäck hatte es allerdings noch in den Laderaum geschafft und
muss natürlich vor Abflug noch "schnell" entladen werden. Und genau hier kommen die Kofferkulis, äääh, Kofferhoolies
zum Einsatz. Es ist ein anrührendes Bild, aus dem Steuerbordfenster beobachten zu dürfen, wie vier
ganzkörperbeschriftete Cockney-Glatzköpfe die Hartschalenkoffer aus zehn Metern Höhe aus dem Jumbo auf den
Asphalt knallen lassen. Offenbar im Wettbewerb, wer weiter werfen kann und wer mehr Hartschalen zum Platzen bringt.
Nach kaum einer Stunde ist der Koffer des Zuspätkommers gefunden und kann der Rest des Gepäcks also die nicht
geplatzten Hartschalenkoffer und die Reste der geplatzten Koffer sowie die daraus über den Asphalt verstreuten
Kleidungsstücke wieder in die Maschine geworfen werden. Mit nur neunzig Minuten Verspätung erfolgt dann auch schon
der Abflug. Gut, dass wir nicht noch die eine Minute auf den Zuspätkommer gewartet haben!