Newsletter Oktober 2008
Hallo liebe Willi Igel Fans (und das ist man ja wie schon bekannt automatisch, wenn man einmal meine Website besucht hat!), unsere Webdesignerin arbeitet auch weiterhin Tag und Nacht fieberhaft an der Verwirklichung von STING, dem von mir konzipierten genialen neuen Karrierenetzwerk für Igel. Zwischenzeitlich hat sie aber (hauptsächlich berufsmäßig bedingt) eine Art Mininervenzusammenbruch erlitten und wird sich daher einige Tage in Paris erholen. Selbstverständlich werden wir Sie umgehend informieren, wenn STING endlich online ist. Unser anhängliches Playmate of the Month October, Iris Igel, finden Sie wie immer unter Playmates of the Month. Im aktuellen Newsletter beschäftige ich mich mit der aktuellen innerdeutschen Misere im Abstrakten und Konkreten. Ich wünsche Ihnen allen viel Spaß beim Lesen! Ihr Willi Igel Wie nennt man das gleich noch, wenn Behinderte vor den Kameras zahlreicher Journalisten darum kämpfen, wer von ihnen der beste sei? Na ja, in China heißt es Paralympics, bei uns heißt es SPD-Klausur in Potsdam. Und nicht umsonst wurde die SPD-Veranstaltung am gleichen Tag und fast zur gleichen Stunde eröffnet wie die Paralympics. Nur das Motto war ein anderes. Statt "One World, One Vision" hieß es: Beck to the roots! Und zwar flott. Mit dem parteiinternen Beckstopping war man innerhalb von wenigen Minuten durch. Der Mann, der immer ein wenig aussieht wie eine Klobürste - nur dass der die Haare hinten nicht auf den Kragen hängen - darf mit seinen Beck Street Boys wieder nach Mainz zurück. Beck home, sozusagen. Durch die Beck Door, wie das oft so geht, wenn man in den eigenen Reihen kein Becking mehr hat. Der Parteivorsitzende mit der Physiognomie irgendwo zwischen Promoter für Damen- schlammringkämpfe und Schiffschaukelbremser ist Geschichte. Es sei denn, die nächste Wahl geht für die SPD auch wieder in den Teich. Dann droht ein Come-Beck, vielleicht sogar mit Pay Beck. Wie das geht, zeigt uns gerade Polit-Lazarus Franz "Münte" Müntefering, die Schlichtgestalt aus dem Urgestein der Sozis. Der hat gleich einmal seinen Generalsekretär entmachtet und den Herrn Wasserhövel zum Bundes- geschäftsführer gemacht. Mal sehen, wie lange es noch dauert, bis der Hubertus sein Heyl in der Flucht sucht. Schon jetzt nominiere ich Müntefering für den Oscar in den Kategorien "bester Nebendarsteller", "bester Seitenscheitel" und "bestes Kostüm" (als "Papa Ehrlich"). A propos Oskar: Mit Lafo will er natürlich nicht zusammenarbeiten, der Münte. Auch da ist er ganz Papa Ehrlich: "Ich sach das getz ma, wie es iss: Die SPD kann nicht mit einem zusammenarbeiten, der hingeschmissen hat, als Parteivorsitzender. Das iss klar." Tja, das erklärt auch ein wenig den Allgemeinzustand der SPD. Denn wenn die Sozis nicht mehr mit denen zusammenarbeiten, die den Parteivorsitz hingeschmissen haben, dann wird es wirklich eng. Keine Zusammenarbeit mit Lafo, keine Zusammenarbeit mit Schröder, keine Zusammenarbeit mit Platzeck, keine Zusammenarbeit mit Münte und keine Zusammenarbeit mit Beck. Interessant ist vor allem, dass Münte mit sich selbst nicht mehr zusammenarbeiten darf. Ein wenig wirkt die SPD phasenweise ja auch so. Wenn wir schon bei traurigen Institutionen sind, müssen wir auch wieder einmal über die Bahn reden. Ich habe ja schon mehrfach darauf hingewiesen, dass die Bahn regelmäßig das Portemonnaie ihrer Kunden meint, wenn sie erklärt, an die Börse gehen zu wollen. Als Quasi-Monopolist kann man sich das erlauben. Jetzt muss der Bahn-Vorstand aber mindestens zwei Flaschen Mehdoornkaat intus gehabt haben, ehe er mit dem Vorschlag an die staunende Öffentlichkeit trat, die Kunden sollten für den Erwerb der Tickets am Schalter noch eine zusätzliche Buchungsgebühr bezahlen. Wer auf dem Luxus einer Beratung“ bestehe, anstatt sich das Ticket unbürokratisch am Automaten zu ziehen, müsse einen Aufpreis in Kauf nehmen, meinte das Mehdörnchen. Auf so etwas kann man eigentlich nur im Vollrausch kommen. Zumal wenn man den Zustand des Automatensystems der Bahn kennt. Bei mir am Bahnhof steht auch so ein Ding. Das ist ungefähr so benutzerfreundlich wie die Bauanleitungen von IKEA-Regalen. Nur nicht so verständlich. Zum Glück merken die Kunden das aber kaum einmal, denn an knapp dreihundert gefühlt vierhundert Tagen im Jahr funktioniert der Automat ohnehin nicht. So dass ich dann eigentlich den Aufpreis am Schalter zahlen müsste. Wenn mein Bahnhof denn überhaupt einen Schalter hätte. Hat er aber gar nicht. Zum Glück. Denn am typischen Bahnschalter sitzt eine Frau von zweihundert gefühlt vierhundert Kilo, deren geistige Beweglichkeit noch weit hinter der körperlichen zurückbleibt. Obwohl das Tarifsystem, von denselben Menschen erdacht, die einst auch das Labyrinth des König Minos auf Knossos ersannen, die Buchung kaum komplizierter als eine Habilitation in Astrophysik macht, scheitern die Fleischberge hinter den Servicecountern der Bahn ein ums andere Mal daran, eine Fahrt von dreißig Kilometern mit der Regionalbahn für weniger als fünfzig gefühlt vierhundert Euro zu buchen. Platzreservierungszuschlag, ICE-Zuschlag, wahrscheinlich auch Sitzplatzzuschlag, Kerosinzuschlag und Weichenzuschlag sind fällig. Warum also eigentlich nicht auch noch ein Servicezuschlag? Kaum wieder nüchtern, hat sich der Bahnvorstand die Mehdornenkrone aufgesetzt und mit Leidensmine verkündet, er verzichte nun schweren Herzens doch auf den Zuschlag. Dafür werde dann an anderer Stelle eingespart. Auf 4.500 kleinen und mittelgroßen Bahnhöfen wolle man künftig auf Lautsprecher-Durchsagen zu den einfahrenden Zügen verzichten. Nur bei Verspätung oder Gleisänderungen sollen Züge noch einzeln angesagt werden. Gut, wo da jetzt genau die Einsparung stattfinden soll, weiß ich nicht genau, denn neunzig gefühlt vierhundert Prozent aller Züge sind ja verspätet und der Rest entgleist regelmäßig auch nicht dort wo er fahrplanmäßig entgleisen müsste. Aber wenn ich schon kein Ticket lösen kann, weil der Automat im Arsch ist und der Arsch am Schalter sitzt, dann ist es nur fair, wenn ich auch nicht weiß, wohin ich gratis fahre und von welchem Gleis. Zumal ich ohnehin nur mit der Bahn fahre, wenn der Allgemeinzustand das Autofahren beim besten Willen nicht mehr zulässt. Also zum Beispiel nach reichlich Alkoholgenuss. Und da hat der Herr Beckstein jetzt neue Maß-Stäbe gesetzt. Zwei Maß soll man nämlich trinken, ehe man sich ans Steuer setzen darf. Meint der Beckstein. Ein eigenwilliges Verständnis von Maß halten. Man könnte jetzt fragen, wie viel man eigentlich aus Sicht von Herrn Beckstein intus haben muss, bevor man sich in der Staatskanzlei ans Regieren begibt. Oder, noch interessanter, wie viel der Herr Glos als Aufsichtsrat den KfW-Bankern eingeflößt hat, bevor die angefangen haben, das Lehmann-Geld mit großen Mistgabeln in den Schredder zu schaufeln. Fest steht jedenfalls, dass es in den Institutionen der bayerischen Rechtspflege schon einmal hoch hergeht. Da hat sich in Augsburg ein Staatsanwalt den Spaß gemacht, den Importeur von artengeschützten griechischen Landschildkröten im Entwurf einer Anklageschrift durchgängig als "das Arschloch" zu bezeichnen. Natürlich nur zur internen Belustigung der Kollegen, am Ende wurde vor der Weiterleitung an Gericht und Beschuldigten selbstredend noch eine Reinschrift gefertigt. Aber leider nicht zugestellt. Zugestellt wurde versehentlich der Entwurf. Denn auf der Geschäftsstelle war man sicherlich auch gerade wieder mit der neuen Trendsportart "extreme-Becksteining" zugange, um den Alkoholspiegel auf Betriebstemperatur zu bringen. Peinlich, peinlich. Folgerichtig setzte es bei der bayerischen Landtagswahl für den trinkfesten Ministerpräsidenten und sein Kabinett dann aber auch eine Beck-Steinigung erster Klasse. Dabei dürften das Stammeln bei Regierungserklärungen, das Stottern bei Interviews und der putzige kleine Troll, den Beckstein bei vielen Veranstaltungen dabei hatte und den er immer als unseren Parteivorsitzenden, der Erwin“ vorstellte, gar nicht die Hauptgründe für die dicke Ohrfeige der Wähler gewesen sein. Nein, man muss sich vor einem Königsmord einfach besser überlegen ob man einen Thronfolger hat. Es mag richtig gewesen sein, den Ede abzuschießen. Aber ob man ihn durch zwei Herren im Rentenalter hat ersetzen müssen, die selbst aufeinandergestellt kaum halb so hoch sind, wie der Vorgänger? Überhaupt frage ich mich immer, ob das Verhältnis von Beckstein zu Beck so ähnlich ist, wie das Verhältnis von Nierenstein zu Niere? Nur dass der Nierenstein allein abgeht, beim Abgang vom Beckstein der Beck aber selbst auch schon abgegangen war. Vielleicht mal eine Frage für einen Internisten? Überflüssige Frau des Monats: Hier könnte man auf die Frau Haderthauer kommen. Aber selbst Kampfgebiss, Dauerwelle und Scheitern in der Landespolitik zusammen reichten im September nur für Platz 2. Denn den Vogel abgeschossen hat in diesem Monat Volker Beck, Vorzeigeschwuchtel und parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen. Beck kritisierte die Ankündigungen von Justizministerin Zypries (Ja, die gibts immer noch! Wusste ich erst auch nicht.), homosexuellen Partnerschaften schrittweise mehr Rechte einzuräumen: "Wir brauchen Taten statt warmer Worte." Wenn man nur glauben könnte, dass er es selbstironisch gemeint hat. Übrigens, BLÖD-Zeitung, Dein Versuch, in derselben Wortspiel-Liga zu spielen, indem Du ein Foto des Nigerianers Agali direkt neben die Schlagzeile "Schwarzgeld bei Schalke" gesetzt hast, war dann doch reichlich plump.
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