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Willi Igel in Indonesien
Der Holländer kriegt nun wahrlich gar nichts auf die Kette. Erst recht nicht auf die Inselkette. Wers nicht glaubt, muss sich nur
einmal mit Indonesien beschäftigen. Schon der Name ist Gouda. Also Käse. Denn "Indo-Nesien" ist griechisch für "indische Inseln".
Zu Indien haben Java, Sumatra, Borneo, Bali, Lombok und Co. allerdings nie gehört. Das war dem holländischen Eroberer Ende
des 15. Jahrhunderts völlig egal, für ihn war alles im Dreieck zwischen Kapstadt, Feuerland und Panama "Ostindien". Was
wiederum nicht so richtig gut zu den originellen Geografie-Ideen der britischen Eroberer passt, die zur gleichen Zeit die
Karibikinseln als Westindien bezeichneten. So dass Westindien östlich von Ostindien lag und beides viele tausend Kilometer von
Zentralindien entfernt.
Auch sonst hat er in Indonesien nichts gerissen, der Holländer. Während die Briten in ihren Kolonialreichen wenigstens noch ihre
Sprache, etliche Gouverneurspaläste, ihre Verwaltungssysteme, Rugby, Cricket und Minzsauce hinterließen, ist vom Holländer in
Jakarta gerade noch ein Häuserblock mit drei, vier gammligen Gebäuden übrig geblieben. Zwei Coffeeshops, ein Puff und ein
Frikandelstand. Flämisch wird in Indonesien schon siebzig Jahre nach dem Abgang der letzten Niederländer nicht mehr verstanden
und schon gar nicht mehr gesprochen. An einigen der medizinischen Fakultäten Zentraljavas wird gar gelehrt, beim Flämischen
handele es sich um eine intensivmedizinisch behandlungsbedürftige Rachenkrankheit. Wenn überhaupt etwas übrig geblieben ist,
vom Holländer, dann das mangelnde Talent für Fußball. Indonesien qualifiziert sich grundsätzlich nicht für Weltmeisterschafts-
endrunden, ganz ähnlich wie unsere Freunde aus Amsterdam und Umgebung.
Willi und der Sonnenbär
Sukarnos letzte Erektion
Wie immer standesgemäß untergebracht: Willi im Mandarin Oriental Jakarta
Borobodur
Sultanspalast in Yogyakarta
Relief in Borobodur
Löwe in Borobodur
Tempeltänzerin in Borobodur
Wasserspeier in Borobodur
Relief in Borobodur
Dabei hatte es für die Kameraden von den indischen Inseln zunächst viel besser ausgesehen, denn entdeckt“ wurden sie von den Portugiesen. Entdeckt bedeutet in dem Zusammenhang, dass das die ersten Europäer waren, die
Gebietsansprüche erhoben. Vorher waren schon Inder und Malayen zu Besuch gewesen ohne größeren Schaden anzurichten. Später war der Araber zu Gast und hinterließ neben Geschlechtskrankheiten vor allem den Islam. Um 1500
tauchten dann schließlich die Portugiesen auf. Und hatten schnell heraus, dass in Indonesien Gewürze wie Pfeffer, Muskat etc. bestens gedeihen. Schwupp steckte eine portugiesische Fahne im Sand von Java. Aber so richtig waren die
Lusitanier nicht bei der Sache. Man musste ja parallel die Claims in Südamerika abstecken. Also überließ man nach rund hundert Jahren recht widerstandslos den Archipel den holländischen Konkurrenten. Die bauten auf Java erst einmal
Edamer und Bonbel an und gleichzeitig die einheimische Bevölkerung ab. Durch Massenerschießungen. Die Holländer meinten, das sei notwendig. Wegen der Volksaufstände. Die wiederum darauf zurückzuführen waren, dass die
Indonesier nicht damit einverstanden waren, Tomaten auf ihre Reisfelder zu setzen. "Die werden doch wässrig", beschwerten sie sich beim Holländer. "Genau das ist der Plan", antwortete der in aller Gelassenheit und begründete damit
eine Tradition, die bis heute in den Gewächshäusern von Limburg und Seeland liebevoll fortgesetzt wird.
Auch auf Bali wehrten sich die Einheimischen gegen die Unterdrückung durch Oranje. Was der gemeine Holländer damit beantwortete, dass er einfach in die unbewaffneten Insulaner hinein kartätschte und damit dem Begriff
"Bevölkerungsexplosion" eine ganz neue Bedeutung gab. Die Balinesen rannten trotzdem weiter gegen die Holländer an, und ließen sich absichtlich niedermähen lieber tot als unter holländischer Herrschaft! Nachvollziehbar.
Im zweiten Weltkrieg trat dann der Japaner auf den Plan. Eroberte die Inseln mit ihren Tomatenterrassen fast ohne Gegenwehr. Die Holländer hatten wohl damit gerechnet, dass auch der
Japaner unbewaffnet in ihre Kanonen laufen würde. Satz mit X. Der Japaner schmiss die holländischen Wohnwagen ins Meer, ersetzte die Coffee-Shops durch Teehäuser, bewahrte aber
die Tradition der Massenerschießung. Seltsamerweise tat dies seiner Beliebtheit gewissen Abbruch. So dass die Holländer nach dem Krieg das Gefühl hatten, die Inseln wieder an sich
reißen zu können. Wieder Bürgerkrieg, wieder Massaker. Diesmal mit einem glücklicheren Ende für die Indonesier, 1949 wurden sie in die Unabhängigkeit entlassen. Vor lauter Freude
wählten sie sich gleich mal einen Präsidenten auf Lebenszeit, ganz ähnlich wie kurz danach die Bayern mit Franz-Josef Strauß. Sukarno hieß der Mann, war gelernter General und blieb
immerhin 18 Jahre im Amt. Zum Ende hin wurde das etwas holprig, weil er da auch die eine oder andere Massenhinrichtung betreiben ließ. Also wurde er abgesetzt, durch den
Generalskollegen Suharto. Der war schlauer. Er wusste, Massenerschießungen gehören zum guten Ton, da musste mitmachen, wenn Du dazugehören willst. Er wusste aber auch, dass die
Bevölkerung auf das Niedermetzeln von Familienmitgliedern und Freunden merkwürdig gereizt reagieren kann. Also entschied er sich für einen Angriffskrieg vom Amerikaner und
Argentinier lernen, heißt siegen lernen - marschierte in Ost-Timor ein und tobte sich dort aus. Rund ein Zehntel der osttimorischen Bevölkerung musste dran glauben. Trotzdem ging die
Suharto-Party in Jakarta weiter. Bis 1997. Da schlug die asiatische Finanzkrise zu und damit die Stunde des bisherigen Industrie- und Forschungsministers Habibie. Der servierte Suharto
elegant ab und nahm selbst die Zügel in die Hand. Er gestattet Wahlen und ertrug es sogar, gleich nach einem Jahr abgewählt zu werden.
Seitdem geht es mit Indonesien steil bergauf. Jahr für Jahr werden Exportüberschüsse erzielt. Hauptexportartikel sind Bami Goreng und Nasi Goreng (letzteres wird in der DDR auch gerne als Nazi Goreng oder Nasi Göring angeboten).
Neuerdings auch Tropenholz und Palmöl. Die Abholzung des Tropenwaldes und seine Ersetzung durch Monokulturen sorgen zugleich dafür, dass die gute alte indonesische Tradition des Massenmordes wieder auflebt. Diesmal sind nicht
Menschen betroffen, sondern die Tiger und die Orang Utans. Die ihre Habitate verlieren und vermutlich bald aussterben werden.
Und sonst? Jakarta? Nur für Stauforscher interessant. Wobei der konsequente Verzicht auf ÖPNV schon Respekt abnötigt. Und man mit dem Auto an guten Tagen fast so schnell ist wie zu Fuß.
Java? Na ja, da stehen ein paar alte Steine in Borobodur herum, die sind schon ganz verwittert. Für das Gammelzeugs fliege ich doch nicht extra nach Yogyakarta.
Borneo? Lohnt nicht. Utans gibt es dort nicht mehr, weder in Orang noch in Oranje.
Bali? Wird hoffnungslos überschätzt. Da war ich gerade erst zwei Wochen und habe nicht das Geringste zu meckern gefunden. So macht Urlaub keinen Spaß.
Fazit: Da muss man jetzt nicht unbedingt hin, in dieses Indonesien.
Borobodur
Borobodur
Borobodur
Borobodur
Willi und der Finanzminister
Relief in Borobodur
Relief in Borobodur
Löwe in Borobodur
Yogyakarta
Yogyakarta
Yogyakarta
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