Erste Station meiner Slowenien-Reise war Portoroz an der slowenischen Adriaküste, wo im Juni einer der sportlichen Höhepunkte des Jahres stattfand: Die
Dachdeckerolympiade. Gewinner war - dank des zupackenden Einsatzes der Innung Oberpfalz und Kreis Kolheim - natürlich unsere deutsche Mannschaft. Im
Gegensatz zu den Schwaben scheinen die Bayern ja multitaskingfähig zu sein. Sie können Häusle baue und gleichzeitig nach den Mädle schaue.
Erster Eindruck vom Flughafen Ljubljana: ausgezeichnet, zumal man auch bei Einreise aus EU-Staaten im Duty-Free-Shop noch immer die Preise für Reisende aus
Nicht-EU-Staaten bekommt, also ohne Mehrwertsteuer. Das gibt eine hohe Wertung in der Kategorie "Gastfreundschaft und Service" und überdurchschnittliche
Punktzahlen auch in der Kategorie "Organisierte Kriminalität".
Nach umfangreichem Einkauf und reibungslosem Transfer mit dem Limousinenservie an die Adria, wurde ich gegen 23:00 Uhr standesgemäß im Grand-Hotel der
Bernhardin-Gruppe untergebracht. Bedenklich allerdings die Frisur des Nachtportiers. Wir kennen ja alle diese Herren, die sich die Haare seitlich über die Glatze
kämmen. Das sind die, die sich auch das neue Shampoo mit "Haarauffüller" von Elvital kaufen und fröhlich ignorieren, dass man nur etwas auffüllen kann, was noch
vorhanden ist. Der Kollege aus Portoroz, wir wollen ihn Atze nennen, hatte jedoch eine neue, sehr viel eindrucksvollere Technik entwickelt. Da bei ihm nur noch eine
strichförmige, etwa bleistiftdicke Haarinsel in der unteren Mitte des Hinterkopfes vorhanden war, kämmte unser Atze sich die dort sprießenden Haare fröhlich über die
ganze Murmel. Also erst aufwärts, dann nach vorne und, damit nicht genug, hernach auch noch wieder nach unten, so dass sie ihm bis auf die Oberlider der Augen
hingen, die durch eine dezimeterdicke Brille mit Hornfassung aus den auslaufenden sechziger Jahren geschützt waren. Fast schon moderne Kunst und ohne Haarspray
nur für den hinzubekommen, der, wie Atze, über ausreichende Mengen Eigenfett verfügt, bzw. dieses in den Haaren lange genug anspart. Ich nenne das
Gesamtkunstwerk "270-Grad-Strähnen an Kassengestell" und vergebe für Slowenien die Höchstpunktzahl in der Kategorie "Fashion and Trend".
Dobrodosli
Willi Igel in Slowenien
Oder um es mit Marcel Pagnol zu formulieren: "Alle haben gesagt, dass man so etwas nicht machen kann, und dann kam irgendein Idiot daher, der nicht wusste, dass es nicht möglich ist, und hat es einfach gemacht" (Einleitung zu
"Le Schpountz"). Für Slowenien Höchstpunktzahl in der Kategorie "Gender" und in der Rubrik "Political Correctness". Goldenes Willi-Igel-Gütesiegel für Slowenien, EU-Aufnahmeprüfung bestanden, mit Brief und Siegel in Gold.
Verheugen, da haste als Erweiterungskommissar ja ausnahmsweise mal etwas richtig gemacht!
Wehe dem, der beim Festsprayen hudelt!
Kann sich jetzt mit einer Goldmedaille brüsten:
Die Dachdeckerinnung Oberpfalz und Kreis Kolheim
Natürlich bringt so eine Frisur auch Probleme mit sich, schnelle Bewegungen oder unterstützende Handgriffe beim Gepäcktransport sind ab ovo
ausgeschlossen. Das entspricht aber ohnehin nicht der slowenischen Dienstleistungsmentalität, da macht sich die langjährige Zugehörigkeit zu
Österreich-Ungarn bemerkbar, "hudeln" möchte der Slowene keinesfalls.
Wer jetzt aber denkt, ich wolle unseren Atze abqualifizieren, irrt sich gewaltig. Der Mann hat im Gegenteil noch am selben Abend unter Beweis
gestellt, welche Klasse er hat. Da zu dieser Zeit in Portoroz nicht nur die Dachdecker-Olympiade stattfand (Was passiert mit so einem Dach
eigentlich nach dem Decken? Wird es schwanger? Die Decker sind ja schließlich potente Kerle), sondern auch noch eine EU-Konferenz, war das
Hotel rettungslos überbucht. Atze hatte aber eine Lösung, die überzähligen Gäste wurden einfach aus dem Nobelschuppen ins benachbarte Hotel
der unteren Holzklasse einquartiert.
Die Einteilung der Gäste in überzählige und nicht überzählige hat Atze dabei nach einem absolut einleuchtenden Prinzip vorgenommen. "Ich habe
erstmal alle Frauen in das schlechtere Hotel umgebucht", erläuterte der sympathische Altpartisan, "das sind im Zweifel sowieso nur Sekretärinnen
oder Subalterne, für die reicht das allemal." Die kroatische Staatssekretärin für EU-Fragen und die österreichische Außenministerin wird es gefreut
haben.
Tusch, roter Teppich und Ernennung zum Ehrenchauvi des Monats!