G'day, Mate!
Willi Igel in Australien
Australien, insbesondere Sydney, hat viel Sehenswertes zu bieten, z.B. eine solide Brücke (im Gegensatz zu Köln und Genua) und ein bereits fertig gestelltes Opernhaus (da war man viel schneller als die Konkurrenz in Hamburg). In
Canberra steht - im Gegensatz anderen Kontinenten - überdies ein stabiles Parlament.
Allerdings wird Australien von vielen US-Amerikanern leider des Öfteren mit Austria verwechselt: "Last year I went skiing in St. Anton, the Alps and the Wienerschnitzel are really terrific!")
Wie das Wappen bereits erahnen lässt, ist
auch die australische Tierwelt einzigartig.
Heimisch im "Land down under" sind u.a.:
imposante Ibisse
bezaubernde Bettongs
Auch tobsüchtigeTasmanian Devils bereichern die australische Fauna
kuschelige Koalas
kecke Kakadus
Dass die Bevölkerung der britischen Inseln fast hooligänzlich verroht ist, kann im Reisebericht Großbritannien im Detail nachgelesen werden. Eigentlich gehörte die Mehrheit hinter Gitter, entweder in Haft oder doch zumindest in
Sicherungsverwahrung. So viele Gefängnisse kann aber keiner bauen, deswegen entschied sich die britische Regierung frühzeitig zum Teilexport ihrer Unterschicht auf die Südhalbkugel. Dafür wurde ein Territorium in Beschlag
genommen, das schon vor seiner Entdeckung fürnehm lateinisch mit Terra Australis bezeichnet worden war. Denn bereits in der Antike wusste man um die Existenz Australiens. Man war zwar noch nicht dort gewesen, hatte sich aber
nach langer wissenschaftlicher Beratung darauf geeinigt, dass es im Süden eine große Landmasse geben müsse schon allein, weil die Erdscheibe ja ansonsten nicht ausbalanciert wäre und irgendwie kippen müsste.
Gut, das mit der Scheibe war weniger treffsicher, doch war niemand so recht überrascht als James Cook bei einem Segeltörn durch den indischen Ozean irgendwann auf Festland stieß, etwa ein Jahr brauchte, um dieses zu
umrunden, und damit feststellen konnte, jawollja, es gibt diesen Südkontinent, und so ganz klein ist er auch nicht. Holländer und Franzosen hatten Teile der Küstenlinie auf ihren Expeditionen auch schon gesichtet, das dahinter
liegende Land aber als wenig fruchtbar, arm an Bodenschätzen und deswegen reichlich uninteressant betrachtet. So konnte Cook hemmungslos zugreifen, eine britische Fahne ins Outback rammen und das Gebiet für die Londoner
Krone beanspruchen.
Die dann, wie erwähnt, sofort damit begann, ihre Sträflinge gen Sydney zu verfrachten. Wählerisch war sie dabei nicht, die Krone, als Abschiebegrund reichte es bereits, einen in derselben zu haben. War der Rausch dann
ausgeschlafen, befand man sich oft schon vor der afrikanischen Küste. So versammelten sich alle Räuber, Mörder, Betrüger, Diebe, Säufer und Falschparker irgendwann an der Südküste des neuen Kontinents und warfen ihr Erbgut in
einen Genpool, von dem selbst große Optimisten nicht viel erwarten mochten.
Vor Ort kamen ihnen eigentlich nur zwei Faktoren ins Gehege. Erstens die Känguruhs und zweitens die Aboriginees. Beide wurden großzügig als Tiere betrachtet, mit ungefähr gleichen Rechten ausgestattet, so dass es unter der
neuen Besatzungstruppe nicht nur die Känguruhs, sondern auch die Indigenen reichlich beutelte. Das gipfelte darin, dass man ihnen teilweise die Kinder wegnahm und diese an weiße“ Familien gab, in fester Überzeugung, nur dort
könnten die verrohten Eingeborenen zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft erzogen werden.
Wie es in solchen Fällen gerne mal ist (vgl. Kanada) die Indigenen sind auch nach Jahrhunderten noch immer benachteiligt. Zum Teil weil die Abkopplung von Bildung, öffentlicher Daseinsfürsorge, Infrastruktur und die jahrzehntelange
Diskriminierung tatsächlich nachwirken, zum Teil leider auch, weil die historische Benachteiligung einen prima Vorwand abgibt, auch heute nichts leisten zu müssen. So ist der Aboriginee überdurchschnittlich oft krank, liegt seine
Lebenserwartung nur bei etwa 60 Jahren und qualifizierte ihn sein Alkoholkonsum zumindest nach den Maßstäben der britischen Krone im 18. Jahrhundert für die sofortige Deportation nach Australien, wenn er dort nicht sowieso schon
lebte. Im Rausch sieht er dann die Traumpfade, über die Bruce Chatwin ein völlig unverständliches Buch geschrieben hat und die nüchtern nicht zu erkennen sind. Von denen man aber weiß, dass sie nicht über den Ayers Rock führen,
dessen Betreten deswegen von den Indigenen vermieden wird. Touristen, die den heiligen Berg“ betreten, werden geächtet und mit einem Zauber belegt, der nur dann wirkt, wenn seitens des Hexers die Aufnahme von reichlich Alkohol
erfolgt. So einem Zauber Nachdruck zu verleihen wird, mit dem englischen Verb "to foster" umschrieben, daher auch der Name des berühmten Foster-Biers. Andere meinen, dieser Name ginge eher auf die zwangsadoptierten Kinder
zurück, englisch"foster children“. Denn die fingen auch meist schon in sehr jungen Jahren das Saufen an.
Wahrscheinlich wäre die britische Krone durchaus verwundert gewesen, wenn man den Verantwortlichen in London bei Beginn der Deportationen erzählt hätte, dass da down under ein Staat entstehen könnte, der dann sogar mehr als
200 Jahre Bestand haben würde. Denn natürlich wusste die Londoner Regierung um die besonderen Vorzüge des Landes - Würfelquallen, Trichterspinnen, eine weltweit unerreichte Vielfalt an Giftschlangenarten und ein paar Millionen
Krokodile. Beste Voraussetzungen um die in England bereits abgeschaffte Todesstrafe durch die Hintertür doch noch zu vollstrecken
knuffige Kängurus
A propos Hintertür - bis heute ist nicht ganz klar, wie die Deportierten, bei denen es sich zu fast 100 Prozent um Männer gehandelt hatte, eigentlich für Nachwuchs sorgten bzw. ihre Sexualtrieb
auslebten. Es gibt dazu natürlich Theorien Nicht ganz unverdächtig erscheint zudem, dass sich männliche Australier bis heute gegenseitig mit dem Substantiv "mate" anreden, eventuell lässt das
Rückschlüsse auf ein etwas wahlloses Paarungsverhalten (to "mate") zu?
Über 200 Jahre hinweg kann sich natürlich auch eine Sträflingskolonie zivilisieren. Rein theoretisch. Straßenraub gibt es noch immer, na klar, aber heute geht es wesentlich gewaltloser zur
Sache. Wer beispielsweise gerne mal die Harbour-Bridge besteigen möchte, kann bei einer neunzigminütigen Gruppenführung mitmachen. Kostet nur 250 Euro pro Nase. Eine Führung durch das
Opernhaus dauert sogar zwei Stunden und kostet ebenfalls nur 250 Euro pro Person. Die Preise in den Restaurants bringen mühelos die Kreditkarte zum Schmelzen und wenn sich noch einer
fragt, warum sich das Ozonloch eigentlich ausgerechnet über Australien aufgetan hat, nun, da müssen ständig so viele Touristen so tief durchatmen, wenn sie die Preise auf Speisekarten, in
Schaufenstern oder an Theaterkassen sehen, die atmen das Ozon einfach weg, gleich bis zur Stratosphäre hinauf.
Wobei - originell ist das Opernhaus ja schon. Aber die führen da rund ums Jahr immer nur den Gefangenenchor aus Nabucco auf, das langweilt dann recht schnell. Auch sonst ist man mit
Sydney schnell durch. Ein paar Gebäude aus der Gründerzeit, fast alles Banken, deren Inhaber sich über Jahre vor allem gegenseitig überfallen haben. Ein Museum, in dem man das an den
Ureinwohnern begangene Unrecht dadurch wieder gut zu machen trachtet, dass man deren im Vollrausch erzeugte Tupfenbilder als ausstellungswürdige Kunst ausgibt und sie dem unschuldigen
Touristen für ein Eintrittsgeld von gerade einmal 250 Euro herzeigt. Nee, Moment, das Museum war etwas günstiger, ehe ich was Falsches sage, das können auch 240 Euro gewesen sein.
Ein paar Kilometer weiter findet man mit Bondi Beach den bekanntesten Strand der Gegend, angeblich benannt nach Bondi Bitch, einer Dame, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts den
Sexualtrieb jener Deportierten zu kanalisieren verstand, die auch beim besten Willen den Schafen nichts abzugewinnen vermochten. Nicht umsonst sind die Australier bis heute führend in der an
diesem Strand erfundenen Trendsportart des Bitchvolleyball - in ähnlich leichter Kleidung zu betreiben wie dereinst das Gewerbe der Dame Bondi. Neben Gonokokken kann man sich in Bondi
natürlich auch einen formidablen Sonnenbrand holen. Schlichtschutzfaktor 50 aufwärts ist Pflicht, auch weil der sehr rustikale Akzent der australischen Bevölkerung ansonsten nicht zu verstehen
ist.
"Echt krank was John da treibt, Mate!"
Sydney: Die solide gebaute Harbour Bridge und die bereits nach 14 Jahren fertiggestellte Oper
Das stabile Parlament in Canberra
Den Rest des Landes darf man getrost links liegen lassen. Auf den Ayers Rock kann man nicht mehr, wegen
des Fluchs. Die Hauptstadt Canberra steht irgendwo im Nichts herum, retortig, vollgestopft mit Beamten und
anderem Gelichter gegen das die ursprünglich Deportierten fast noch sympathisch gewirkt hätten. Das Barrier
Reef stirbt vor sich hin, nur mit Mühe konnte die liberale Regierung vor ein paar Jahren davon abgehalten
werden, gleich auch noch einen Tiefwasserhafen für Öltanker hineinzusprengen. Klar, die Liberalen. Der Markt
regelt alles, auch das mit der Biodiversität. Egal auf welcher Halbkugel, die haben doch immer einen
Schatten. Der ja unter der australischen Sonne dringend benötigt wird.
Wer es etwas kühler mag, fährt weiter nach Tasmanien. Die Hauptstadt ist Hobart, etwa 20.000 Einwohner, es
könnten auch nur 20 sein, denn hier müssen keine Bürgersteige hochgeklappt werden, die sind gleich an den
Wänden festgeschweißt. Gut, immerhin gibt es dort keine Krokodile und keine Trichterspinnen. Wohl aber den
tasmanischen Teufel, und mit dem ist nicht zu spaßen, denn das ist so eine Art Jack Russell Terrier auf
Ecstasy. Der beißt sich in der Wade des Menschen fest und nagt so lange mit eisernem Kiefer weiter, bis der
Fuß erbeutet ist.
Willi Igel, prominenter Gast der 100.000sten
Darbietung des Gefangenenchors aus Nabucco
(gesponsert von Ver.di)
quirlige Quolls
tagsüber träge Tawny Frogmouths
und natürlich wonnige Wombats