Mitarbeiter des Monats 2011
Januar: Heiner Igel
"Wenn Sie die Menschen mitnehmen wollen, nicht wahr, dann brauchen Sie einen schlichten Spruch, nicht wahr? Sonst verstehen die doch nur Bahnhof, nicht wahr?" So bringt der Ombudsmann
unseres weltumspannenden Konzerns sein Credo auf den Punkt, nicht wahr? Heiner Igel, gelernter Jurist und achtfacher schwäbischer Meister im extreme-Dackelfalting, kommt für uns überall dort zum
Einsatz, wo unser Kollege Guglielmo "il pungiglione" Riccio mit Geld, guten Worten und Gewaltanwendung allein die Konzerninteressen noch nicht vollständig durchsetzen konnte.
Heiners Karriere verlief rasant. Nach seinem schnellen Aufstieg in der Hauptabteilung Revolutionsführung, wo Heiner an der Seite von Lothar Igel und Rita Igel vergeblich daran gearbeitet hatte, den
Einfluss des damaligen Hauptabteilungsleiters Helmut Igel einzugrenzen, folgte eine Zeit als Publizist (wir erinnern nur an den Bestseller "Das gehaltene Versprechen, Unternehmenspolitik im Namen
Igels") und schließlich die Aufgabe als Ombudsmann. Heiners Hobbies sind Bergsteigen, Polemisieren und das Beerdigen von Bahnhöfen.
Der Willi-Igel-Konzern ist ihm vor allem dafür dankbar, dass Heiner es geschafft hat, die Fläche für die neue T-Shirt-Produktionsstätte in der Stuttgarter Innenstadt für den Konzern zu erwerben und von
der Vorbebauung zu befreien.
März: Le Petit Nicolas Sarkoz-Igel
April: Doktor Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freier von und zu Igel
Was für ein Start - kaum ist der dynamische Neuzugang im Gebrüder-Willi-Igel-Konzern eingestiegen, schon kann er sich mit dem Titel "Mitarbeiter des Monats" schmücken. Und unser Doktor
Karl Theodor schmückt sich sehr gerne mit Titeln. Allerdings, darauf müssen wir hier zur Sicherheit hinweisen, ist der Doktor in seinem Namen keineswegs ein akademischer Titel, sondern nur
ein weiterer Vorname, den unser schwungvoller Mitarbeiter auf den Visitenkarten auch lediglich aus Gründen der Platzersparnis mit Dr. abkürzt - angesichts der vielen anderen Vornamen wäre
das Kärtchen sonst schnell auf DIN A 4-Format angewachsen.
Bei der Gelegenheit gestatten wir uns auch, mit einem anderen Missverständnis aufzuräumen. Unser Doktor ist kein Freiherr, sondern Freier - diesen Ehrentitel erwarb er sich in seinem letzten
Arbeits-verhältnis bei der Firma Hamburg-Mannheimer, wo er im Eventmanagement der Budapester Filiale (insbesondere durch die Kontaktherstellung zu Julischka Igel) segensreich wirken
konnte. Auch in unserem deflorierenden Familienunternehmen ist Doktor Karl Theodor in der Kunden- und Mitarbeiterbetreuung tätig. Wir erwarten uns eine erhebliche Ausweitung und Vertiefung
des direkten Kundenverkehrs. So hat Doktor Karl Theodor den Leitspruch unserer Unternehmenskommunikation allein in der kurzen Zeit seiner Unternehmens-zugehörigkeit schon mehrfach
weiterentwickelt. Aus "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg" wurde zunächst "Wo ein Willi ist, ist auch ein Weg" und schließlich "Wo ein Willi ist, ist auch ein Gebüsch!" In diesem Zusammenhang
kamen Doktor Karl-Theodor sicherlich seine Budapester Erfahrungen in besonderer Weise zugute.
Es macht dieser Tage weniger Freude denn je, das Hin und Her der Bundesregierung in der Energiepolitik beobachten zu müssen. Brauchen wir die Kernenergie auch weiterhin? Und um wieviel Promill
müssen die Saufzeiten in den Steuerungszentralen von Gundremmingen, Neckarwestheim und Co. verlängert werden, damit die Ingenieure mit genügend Blut im Alkohol bei der Sache sind, um
gelegentlich mal einen kleinen Störfall zu produzieren? So dass das Betroffenheitsfernsehen etwas zu senden hat (und natürlich auch damit sich Claudia Igel, unsere Firmenbetroffenheitsbeauftragte, mal
wieder für etwas engagieren kann). Ja und dann natürlich die Frage aller Fragen: Gibt es alternative Energiequellen? Und wieviel Energie erzeugt so ein Alternativer? An sich gelten die ja als faul. Zu
diesem ganzen Komplex hat unser Unternehmensphysiker Norbert Igel erst kürzlich in Bonn-Röttgen eine Pressekonferenz abgehalten. Denn wir von der Wirtschaft würden ja unserer gesellschaftlichen
Verantwortung nicht gerecht, wenn wir der Politik nicht unter die sorgsam im dreiknöpfigen Hosenanzug verstauten Arme griffen.
Und unser Norbert hat ein prima Konzept entwickelt. Vielleicht hat ihn seine Zeit als Leiter unseres Büros in Indien inspiriert, oder gar seine Bekanntschaft mit der verwitweteten Asta Igel - man weiß es
nicht. Jedenfalls ist er der Meinung, dass wir sofort alle Kernkraftwerke abschalten könnten, wenn Deutschland endlich den Einstieg in die Witwenverbrennung wagte. "Witwenenergie“, so erläuterte
Norbert den angereisten Medienvertretern, "ist zunächst einmal eine erneuerbare Energie. Witwen sind ein nachwachsender Rohstoff, dessen Vorkommen sich zudem in einer recht engen Korrelation zur
allgemeinen Bevölkerungsentwicklung und damit auch zur Nachfrage nach Energie verhält. Insofern ist Witwenenergie grundlastfähig. Sie ist daneben auch effizient. Bei Nutzung moderner Verfahren der
Kraft-Wärme-Kopplung kann im Verbrennungsprozess ein ähnlich hoher Wirkungsgrad erzielt werden wie in superkritischen Kohlekraftwerken - und das obwohl die Witwenenergie noch in den
Kinderschuhen steckt und auch die Grundlagenforschung dieses Feld bisher viel zu wenig erschlossen hat. Da sich die Rohstoffvorkommen relativ gleichmäßig über das Land verteilen, ist ein dezentrales
Einspeisesystem mit zahlreichen Kleinkraftwerken denkbar.
Februar: Jörg Stachelmann-Igel
Unser fröhlicher Unternehmensmeteorologe ist ein allround-Talent. Mit Dürren kennt er sich ebenso aus wie mit Feuchtgebieten und mit Niederschlägen. Von unserem Betriebsseelsorger Benedikt Igel
hat er den Spruch "Ich will ja nicht in Sie dringen, aber" übernommen, mit dem er immer wieder eindringliche Gespräche mit seinen Mitarbeiterinnen und sonstigen Damenbekanntschaften einleitet.
Stachelmann-Igel gilt als polyglott, polygam und polymorph-pervers.
Letzteres liegt wahrscheinlich auch daran, dass er vom Zipfelbund d.h. der Vereinigung der nördlichsten, südlichsten, östlichsten und westlichsten Gemeinde Deutschlands, bereits 2008 mit dem
"Zipfel-Orden" ausgezeichnet worden ist. So etwas verpflichtet natürlich. Erfunden ist dagegen das im Willi Igel Konzern nachhaltig kursierende Gerücht, Stachelmann-Igel habe eine Zeit lang auch bei
den Zipfelbuben mitgesungen oder gar an den Zipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der G 7 teilgenommen.
Richtig ist allerdings, dass unser Jörgi beim letzten G 20-Zipfeltreffen für das begleitende Damenprogramm zuständig war. Ob und inwieweit die Schwangerschaft von Carla Brun-Igel in diesem Kontext
zu betrachten ist, wird ein DNA-Abgleich noch klären müssen.
Wie kommt dieser Mann zu so einer Frau? Die Frage stellt sich unweigerlich wenn man den zwergenhaften Petit Nicolas Sarkoz-Igel und seine langbeinige Herzdame Carla Brun-Igel trifft. Ob das kleine
Energiebündel aus der Buchhaltung unseres Unternehmens die Angebetete, die gelegentlich als Solistin mit dem Sinfonie-Orchester der Firma Willi Igel auftritt, einfach sarkotisiert hat?
Ehrenoskar für Frauenaufreißen! Unser Mitarbeiter des Monats.
Nachtrag vom April 2011
Die Firma Willi Igel sieht sich gezwungen, aktuelle Berichte der üblichen Krawallmedien zurückweisen, wonach Carla sich unserem Petit Nicolas allein im Auftrag des "Enforcers" Guglielmo "il pungiglione"
Riccio an den Hals geworfen habe. Um sich dem kleinen Nick an den Hals zu werfen, hätte sie sich viel zu tief bücken müssen. Sie hat ihn sich wohl eher ans lange Bein gebunden. Unrichtig dürfte auch
sein, dass Pungiglione mit dieser Venusfalle bezweckte, Einblick in die Buchhaltung zu nehmen. Allerdings können wir uns nicht erklären, wer eigentlich den Zehnmillionenscheck ausgestellt hat, der
kürzlich von der Banco di Milano eingelöst und sogleich auf ein molwanisches Nummernkonto weiterüberwiesen worden ist. Jedenfalls ist es nicht zutreffend, dass Carla schon in ihrer Jugend in ihrer
Heimatstadt Turin gemeinsam mit Pungiglione Vater-Mutter-Kind gespielt habe. Pungiglione war und ist nicht ihr Vater, sondern ihr Pate. Sie hat auch in der Folgezeit eher geschäftliche als familiäre
Kontakte zum Paten unterhalten und war für Pungiglione als Vertreterin tätig, insbesondere um die Nahrungsergänzungsmittel aus der Produktion seiner Ehefrau Epocillina Fuentes-Igel in der Pop-Branche
abzusetzen.
Mai: Norbert Igel
Damit werden aufwendige Stromtrassen ebenso obsolet wie teure Pumpspeicherwerke. Zudem entfällt die Lieferabhängigkeit von Russland, die wir von Gas, Uran und Öl zur Genüge kennen. Der Witwenmarkt ist ein Nachfragemarkt, bei
Lieferengpässen in Deutschland könnten wir den Rohstoff aus praktisch jedem anderen Land der Welt importieren."
Das wäre eigentlich einen Nobelpreis für Physik wert gewesen. Da man Norbert diesen aber verwehrt hat, wird ihm die Wahl zum Mitarbeiter des Monats dies sicher mehr als kompensieren. Norbert arbeitet inzwischen übrigens schon an
einer neuen Idee. Er baut einen aus Witwenenergie gespeisten Teilchenbeschleuniger. Erster Erfolg: Vergangene Woche ist es ihm gelungen, eine Mohnschnecke in nur zehn Minuten von Berlin nach München zu befördern.
Juni: Dominique Igel
Das Thema lässt Dominique offenbar nicht los. Schon hat er ein neues Konzept erarbeitet, bei dem der alte Sozialist in ihm wieder deutlich stärker durchkommt: "Wir könnten den Frauenhandel natürlich auch gleich verstaatlichen und mit
den Sozialversicherungssystemen der beteiligten Länder verbinden. Puffbesuch auf Krankenschein, das wärs doch, oder?" Die Auszeichnung als Mitarbeiter des Monats soll ihm eine Ermutigung sein, diesen Weg weiter zu gehen!
Einem expandierenden Weltkonzern wie der Firma Willi Igel ist für die Besetzung seiner Regionalbüros das Beste gerade gut genug. Deswegen haben wir uns vor einigen Jahren entschlossen,
dem Leiter unserer Bankabteilung, Dominique Igel, zugleich auch die Führung unserer USA-Filiale in Washington D.C. zu übertragen. Bei dieser Entscheidung war uns sehr wohl bewusst, dass
wir in Dominique einen ganz besonderen Kollegen an Bord haben. Er hat schon so manchen Strauss ausgefochten, vor allem, wenn er einen im Kahn hatte. Auf der Habenseite stehen hingegen
seine zupackende Art, die große Durchdringungstiefe, mit der er seine Aufgaben wahrnimmt, und sein hohes Standing, mit dem er sich fast schon zu selbstbewusst in internationale Kreise
einführt. Üblicherweise war ihm unser Vorstandsmitglied Guglielmo "il Pungiglione" Riccio recht regelmäßig dabei behilflich, die Folgen zu penetranten Auftretens zu beseitigen, ebenso wie
lästige Zeugen.
Im Juni war Pungiglione allerdings leider mal eine Weile nach Joliet "verreist", was dann sofort unangenehme Folgen für Dominique hatte. Das Unternehmen wird aber selbstverständlich an ihm
festhalten, ist er doch einer unserer großen Vordenker.
Als solcher sorgte Dominique gerade erst kürzlich mit dem in der Vollversammlung der Vereinten Nationen nur mit denkbar knapper Mehrheit abgelehnten Vorschlag für Aufsehen, den
grenzüberschreitenden Menschenhandel künftig zu legalisieren und diesen sodann börsennotiert abzuwickeln. "Insbesondere im Frauenhandel", davon ist Dominique noch heute überzeugt,
"hätten wir durch direktere Vertriebswege erhebliche Effizienzrenditen erzielen können, die man über den Verbraucherpreis ohne weiteres an den Endkunden hätte weitergeben können. Ohne
dass sich deswegen für die Herkunftsländer negative Auswirkungen in der Außenhandelsbilanz ergeben hätten. Denn zur Zeit bleibt noch immer unheimlich viel bei den Zwischenhändlern
hängen. Das ist im Zeitalter der Globalisierung eigentlich nicht mehr angemessen. Außerdem ist die Ökobilanz verheerend, wenn man über immer neue Umwege immer andere illegale
Grenzübergänge ausfindig machen muss. Was das allein an Benzin verschlingt!"
Kaum war Karajan 1989 in die Grube gefahren wie ein Kölner Stadtarchiv, zerstreuten sich die Leistungsträger der Philharmonie Berlin schon in alle Winde. Es drohte ein dauerhafter
Verlust künstlerischen Potenzials. Dies konnte die Firma Willi Igel als hochgradig kunstaffines Unternehmen nicht hinnehmen. Nicht zuletzt beruht unser Unternehmenskonzept auf der
Nutzung künstlerisch hoch- und höchstwertiger Motive für unsere handwerklich-industrielle T-Shirt-Produktion. Dies fordert Mäzenatentum auch auf anderen Feldern künstlerischer
Betätigung. So war es uns innere Verpflichtung, zwei unserer besten Mitarbeiter Jake und Elwood Igel (die unser Vorstandsmitglied Guglielmo "il Pungiglione" Riccio übrigens während
seines Aufenthaltes in Joliet kennen gelernt hatte) damit zu betrauen, die Band von Herbert Karajan wieder zusammenzubringen. Nur zweiundzwanzig Jahre später ist es soweit: Das
Sinfonieorchester der Firma Willi Igel trat zum ersten Mal mit einem abendfüllenden Programm vor die Öffentlichkeit. Klassiker wie "Sinfonigel aus der neuen Welt" oder die Ouvertüre
von "Cosigel fan Tutte" standen ebenso auf dem Programm wie der Radetzkigelmarsch. Ein Riesenerfolg! Grund genug, den musikalischen Leitern den Titel Mitarbeiter des Monats
zuzuerkennen.
Bei dieser Gelegenheit möchte die Firma Willi Igel die Berichte der üblichen Sensationsjournalisten dementieren, wonach unsere Mitarbeiter der Monate Mai 2010 sowie Februar und
Juni 2011, Silvio Igel, Jörg Stachelmann-Igel und Dominique Igel planen, künftig als Blues Brothers reloaded aufzutreten. Wie bereits mit Pressemitteilung vom 31. Februar 2010
mitgeteilt, gelten die drei rein unternehmensintern und in völlig anderem Zusammenhang als Blusenbrüder. Die Darstellung der Medien ist insoweit irreführend.
Juli: Jake und Elwood Igel
Helmut Igel auf dem Weg
zu einer zentralafrikanischen Bank
Helmut Igel, unser Mitarbeiter des Monats August, zählt schon seit vielen Jahren zu den Leistungsträgern der Firma Willi Igel. Er ist stolzer Träger des schwarzen Gürtels in Wiedervereinigung und war
1990 dafür verantwortlich, dass unser florierendes Familienunternehmen zum Spottpreis von einigen wenigen Fantastilliarden den VEB Igel in Dresden Mitte von der Treuhand ersteigern konnte. Selbst
ein weltumspannender Konzern wie die Firma Willi Igel hätte diese Investition nicht aus der Portokasse finanzieren können, wäre unser Helmut nicht so vorausschauend gewesen, bereits viele Jahre
zuvor gemeinsam mit unserem Vorstandskollegen Guglielmo "il Pungiglione" Riccio in Zentralafrika ein fettes Schwarzgeldkonto für die reichhaltigen Überschüsse aus dem T-Shirt-Verkäufen unserer
europäischen Niederlassungen anzulegen.
Eine lustige Geschichte am Rande: Unserem Pfälzer Urgestein Helmut fiel die Aussprache des Names unseres Enforcers nicht immer leicht - und als Helmut eines schönen Tages bei der Einnahme
seines ersten morgendlichen Saumagensnacks versuchte, den Enforcer zu sich zu rufen, wäre er bei den ersten Versuchen, die so etwa wie "Bunntschilljohne" klangen, fast einem Erstickungsanfall zum
Opfer gefallen.
"Dieser seltsame Name will mir einfach nicht in die Birne" grollte Helmut, "was für eine dumme Geschichte, der könnte doch auch Ackermann heißen oder Fritzenköter oder so"
Aber zurück zu Zentralafrika und unserem dortigen Konto. Offiziell wurde die Gelder natürlich als Entwicklungshilfe deklariert, "Bimbes für die Bimbos" wie unser Helmut das immer verniedlichend nannte.
Wobei, zu eng dürfe man das auch nicht sehen, befand Helmut bei einem seiner selten gewordenen Interviews mit unserer Firmenzeitung bereits im Frühsommer 1990, "solange die Gelder irgendwie bei
irgendwelchen Schwarzen landen, passt des schon." Die Karawane ziehe schließlich weiter und ausscheidend sei, was man hinten rausdrücke. 1990 wurde das Konto deswegen aufgelöst und die Mittel
wieder nach Europa transferiert.
August: Helmut Igel
"Da muss man klaren Kanther zeigen", erläuterte Helmut kurz darauf der Steuerfahndung - "ich werde noch zum Baumeister der Ostzone, da kann man ruhig eine Schippe drauflegen, oder zumindest ein Schäuble." "Die Igel draußen im
Lande" wollten es so, stellte Helmut in der ihm eigenen Apodiktik fest.
Was genau aus dem VEB Igel geworden ist, kann leider heute nicht mehr ermittelt werden. Die Unterlagen sind aus unserem Firmenarchiv leider unwiederbringlich verschwunden, etwa zeitgleich mit der Abreise von Erich und Margot Igel
nach Chile. Das Spitzenprodukt des VEB Igel, T-Shirts aus einem weltweit einmaligen Material, sogenannter Plaste, muss jedenfalls ein absoluter Renner sein, denn es ist selbst im bestens sortierten Fachhandel noch heute praktisch immer
ausverkauft.
Ungeachtet seiner Schwarzgeldeskapaden und seines Umgangs mit Dunkelmännern wurde unser Helmut spätestens mit der von ihm persönlich und ganz allein vorgenommenen Euro-Einführung (rektal!) vom Schattenmann zur Lichtgestalt.
Nur seine Frau, die liebliche Hannelore Igel reagierte auf die neue Strahlkraft ein wenig allergisch. "Lichtgestalt, Schlichtgestalt - jetzt bildest Du Dir schon wieder wer weiß was ein, nur weil Du Hell-mut heißt, das ist lächerlich!", soll sie
kurz vor ihrem Suizid noch geäußert haben. Ob es allerdings wirklich ein Freitod war? Rund um Helmuts Bunga-Bunga-low in Oggersheim munkelt man, zur Tatzeit habe sich ein italienischer Igel in der Gegend herumgetrieben. Wie der
allerdings heiße, könne man nicht sagen, der Name sei für Oggersheimer schlicht nicht auszusprechen.
Philipp Igel gehört unserer Firma bereits seit dem Boxeraufstand an. Bis Mai 2011 war er im Rahmen eines Sonderauftrags dafür verantwortlich, die Produktions-bedingungen an unseren asiatischen
Fabrikstandorten zu optimieren - unser Enforcer hatte bei einer seiner Routinekontrollen feststellen müssen, dass die Rekrutierung leistungsfähiger Kinderarbeiter immer schwieriger wurde und auch die
biologisch wie chemisch völlig bedenklichen Färbemittel, die an unserem Standort Bangladesch zum Einsatz kommen, kaum noch nachbestellt werden konnten. Philipp hat diese Probleme schnell in den Griff
bekommen. Im Zuge einer sogenannten "Gesundheitsreform" wurde die Produktion schnell wieder auf ausschließlich karzinogene Substanzen umgestellt und damit auch das Betriebsergebnis deutlich
optimiert.
Was unser "vietnamesisches Frühchen", wie die Sekretariatsdamen aus dem Vertrieb unseren Philipp kosend nennen, allerdings veranlasst hat, sich bei der Gesamtbetriebsratswahl nun als Spitzenkandidat
der liberalen Liste aufstellen zu lassen, wird nicht einmal er selbst wirklich wissen. Nicht nur zeigen empirische Erhebungen, dass Betriebsratsmitglieder jedenfalls seit der Anstellung unseres Guglielmo "il
Pungiglione" Riccio ein deutlich höheres Unfallrisiko laufen als nicht gewerkschaftlich tätige Betriebsangehörige. Auch die Inzidenz rätselhafter Freitode ist bei Betriebsratsmitgliedern offenbar deutlich
höher. Zudem ist in unserer Firma "das Sozialprestige der Querulanten aus der Nichtstuerabteilung" (Willi Igel) nicht das höchste. Es kam, wie es kommen musste: Philipp wurde gewählt. Zunächst als
Ersatzmitglied, nach dem unglücklichen Unfall unseres Guido Igel - der an den Folgen eines unsachgemäßen Umgangs mit einem Kobold-Staubsauger verendet war - dann als Nachrücker und Vollmitglied.
Doch, seien wir ehrlich, Philipp macht in seinem Amt keine gute Figur. Zu sehr ist er noch von seiner Zeit in Asien geprägt. Seine Ansprachen bei den Belegschaftsversammlungen gestalten sich
entsprechend kurios: "Wolle Liberalismus süß-sauer? Odda lieba Numma vierundzwanzig?" ruft er in die Runde, "Numma vierundzwanzig ist Freiheit mit Gelb-Orange-Sauce! Sehr lecker, nur bissche scharf!"
Vielleicht hat unser Philipp sich auch von seinen Beziehungen zu den japanischen Triaden etwas zu viel versprochen? Wusste er nicht, dass der Begriff "Triade" vom lateinischen "trias" (drei) kommt. So
liegt seine liberale Liste in den aktuellen Umfragen unseres Meinungsforschungsinstituts digelmap nur noch bei Fast Drei Prozent.
Philipp macht in seinem Amt keine
gute Figur
September: Philipp Igel
Oktober: Johannes "Jopie" Igel
In diesem Monat ehren wir unseren Betriebsbarden Jopie Igel, der im zarten Alter von 107 Jahren - wie viele unserer Mitarbeiter meinen: endlich - in den wohlverdienten Ruhestand geht. Jopie hat auch
schon in den schweren Zeiten von 1933 bis 1945 in unserem Konzern gearbeitet, damals zunächst noch als Lagerist. Eine Aufgabe, die er vorbildlich erfüllt. Wer seinerzeit erleben durfte, wie Jopie mit
höchster Konzentration im Lager vor sich hin werkelte, der konnte gewiss sein: Unseren Jopie machte die Arbeit regelrecht frei. Vielleicht auch deswegen - und natürlich wegen seines Gesangstalents -
wurde er 1940 zum Führer unserer Abteilung "Propaganda und Singspiele" ernannt Nicht zuletzt auch deswegen ist Jopie heute noch felsenfestungsfest davon überzeugt, der damalige Leiter unseres
Firmenimperiums, Adolf Igel, sei ein "guter Kerl" gewesen. Das hatte schon eine gewisse innere Logik, denn es war nicht zuletzt unserem Adolf Igel und seiner geschickten Firmenexpansionsstrategie zu
verdanken, dass sich Jopie seinen langgehegten Wunsch, "ins Maxim zu gehen", 1940 in Paris sogar ohne Reisepass erfüllen konnte. Bis heute ist unklar, ob die Expansionsstrategie - wie von den meisten
Historikern angenommen - in erster Linie von Guglielmo "il Pungiglione" Riccio inspiriert war oder ob nicht doch unser guter Jopie seine exzellenten Kontakte zur Chefetage hatte spielen lassen.
Nach dem Krieg konnte Jopie, obwohl er sowohl über einen österreichischen als auch über einen niederländischen Pass verfügte, zunächst für eine Weile nicht mehr so richtig gut auf Tournee durch
unsere internationalen Niederlassungen gehen. Wir beurlaubten ihn für zwanzig Jahre und so trat er zunächst eine Weile im Variete als Zauberkünstler auf, verlor aber schon bald einen Teil seines
Bühnengeräts in der Enthasifizierung. Es folgten dunkle Jahre, in denen Jopie sogar durch TV-Sendungen tingeln musste, die heute nur noch im Unterschichtenfernsehen laufen würden: "Die Peter
Alexander-Show", "Der goldene Stuss" von und mit seinem holländischen Landsmann Lou van Bourg, Hännschen Rosenthals "Aldi-Dalli" und "Der große Greis" von und mit Dumm Thoelke waren die
wichtigsten Stationen dieser Zeit.
Eine Renaissance erlebte Jopie in den letzten zwanzig Jahren. Fast jedes Jahr gab es einen Bambi fürs Älterwerden, zudem hat er mit Simone Igel eine Ergänzungspflegerin mit Vaterkomplex gefunden,
die ihm rechtzeitig ins Wort fällt, wenn er wieder über "gute Kerle" zu fabulieren anfängt. Unsere Firma hat Jopie viel zu verdanken, insbesondere in unseren asiatischen Niederlassungen feierte er
unerwartete Erfolge bei zahllosen Auftritten in den Ausbildungsstätten (Umerziehungslagern) für unsere Kinderarbeiter. Verdienter ist selten jemand in den Ruhestand entlassen worden, lieber Jopie.
Vielleicht sehen wir uns ja bald im Maxim wieder...
November: Sigmar Igel
Nachtrag: Der Ruhestand war von kurzer Dauer. Nur zwei Monate nach dieser seiner letzten Ehrung wurde Jopie vom Herrgott heimgeholt ins (Himmel-)Reich.
Vielen unserer Mitarbeiter ist noch in bester Erinnerung, wie unser langjähriger Mitarbeiter Joschka Igel seinerzeit in der Personalversamm-lung unserem Helmut Igel entgegenhielt, "Herr Igel, Sie
sind drei Zentner fleischgewordene Geschichte". Drei Zentner bringt unser Mitarbeiter des Monats November allemal auf die Waage. Sigmar Igel hat von unserem Kantinenbullen Johann Igel
schließlich längst den Spitznamen "Restmülltonne" abbekommen. Aber Geschichte? Fehlanzeige!
Was unser Sigmar eigentlich den ganzen Tag arbeitet, ist der Firmenleitung bis heute nicht bekannt. Er agitiert ein wenig für den Betriebsrat, vertritt abwegige Auffassungen zur Notwendigkeit
einer Erhöhung der Lohnnebenkosten, natürlich bei gleichzeitiger Anpassung der Kantinenöffnungszeiten an die Inflationsrate. Da Sigmar durch ein Versehen der Personalabteilung in ein
unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen worden ist, wir aber bis heute nicht wirklich etwas mit ihm anzufangen wissen - und selbst unser sonst so kreativer Enforcer Guglielmo "il Pungiglione"
Riccio noch keinen Weg gefunden hat, Sigmar "ich bin zwei Öltanks" elegant versehentlich über eine Klippe stürzen zu lassen - haben die kreativen Köpfe unseres Managements für den Siggi vor
Jahren den Titel des Pop-Beauftragten geschaffen.
Siggi war sich erst nicht so sicher, ob es sich um "Pop" im Sinne von Populärkultur oder um "Pop" im Sinne einer imperativischen Aufforderung zur Kopulation handelte. Das Jungfernhäutchen
unserer Playmate des Monats Andrea Igel musste dieses kleine Missverständnis ausbaden. Mehrfach. Inzwischen neigt auch Andrea zu Adipositas, woran man wieder einmal erkennen kann, wie
ansteckend die Fröhlichkeit unseres Sigmar ist. Warum er für diesen ganzen Unsinn auch noch zum Mitarbeiter des Monats gewählt wird? Herrjeh, auch das muss wieder ein Redaktionsversehen
sein, fürchte ich.
Dezember: Christian "Bellevue" Igel
Von Christian Igel, so weiß es der Kantinentratsch unserer gewohnt geschwätzigen Belegschaft schon seit längerer Zeit, muss ein unehelicher Sohn von Helmut Igel (Mitarbeiter des
Monats August 2011) sein. Zum einen weil auch er den Namen unseres Enforcers Guglielmo "il Pungiglione" Riccio partout nicht aussprechen kann. Christian nennt unseren Pungiglione
deswegen der Einfachheit halber nur "Schnulli". Hinzu kommt, dass Christian auch einen Hang zum kreativen Umgang mit Geld an den Tag legt, der fatal an das Gebaren von Helmut Igel
erinnert. "Ich habe nun einmal ein einnehmendes Wesen", verteidigt sich unser Sonnyboy, von dem niemand so genau weiß welche Aufgabe er in der Firma Willi Igel überhaupt hat - außer
ein wenig Repräsentieren und dem regelmäßigen Besprechen der Anrufbeantworter in unserem Call-Center natürlich.Dort hat er auch seine Angebetete Betty kennen gelernt, die er privat
schon einmal ganz zärtlich sein "Call-Girlie" nennt.
Bislang ist es eher noch ein Gerücht, doch spatzen es die Pfeifen von den Dächern, dass unser Christian wohl recht bald von seinen repräsentativen Pflichten entbunden werden wird. Er
soll künftig nur noch im Call Center eingesetzt werden. Das liegt ihm wahrscheinlich ganz gut, denn zu seinen Hobbys gehört es schließlich, "alle Fragen zu beantworten". Allerdings hat
unser Christian ein ganz eigenes Verständnis vom Beantworten solcher Fragen: "Wenn ich von lückenloser Aufklärung rede, dann meine ich natürlich, dass ich die Lücken recht lose
aufklären werde", sagte er Mitte Dezember recht spitzfindig im Interview mit unserer Firmenzeitung "Ausgeheckt". "Außerdem, das ist ein ganz normaler Vorgang, fahre ich jetzt erst mal für
eine Weile in den Urlaub, ein paar Freunde besuchen. Bevor ich aufbreche, gebe ich noch einen aus - wer bezahlt?".
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